Schülerinnenkritiken 2016/17

Kommentare zu der Jugendproduktion „Club Figaro“

Charlotte M.A. Walter, Gymnasium Bad Nenndorf:

Club Figaro: Unscheinbar scheinbar
Man erwartete eine Neufassung von Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“, welche schon mit neuem Namen „Club Figaro“ deutlich moderner und zeitgemäßer daher kam. Und tatsächlich wurde schon bei der Aufmachung des Programmheftes schnell klar, dass es bunt, laut und keineswegs langweilig werden würde. Ein Stempel des Clubs auf die Hand und die Party konnte steigen. Jede Figur wurde zunächst vorgestellt, allesamt junge Leute, so unscheinbar scheinbar suchend nach Erfüllung, nach der eigenen Identität. Durch unterschiedliche Tanzmoves wurde uns Zuschauern schnell deutlich, was für Charaktere auf der Bühne stehen: Sie sind auf der Suche nach sich selbst oder nach Zufriedenheit, aber auch auf der Suche nach Anerkennung, Akzeptanz und Liebe. Typische Probleme des überwiegend jugendlichen Publikums und damit wird eine gute Verbindung zu diesem hergestellt. Deutsche Texte machen es dem Publikum leicht, die Wünsche und Träume der Figuren zu verstehen. Doch wer genauer hinschaut, bemerkt schnell, dass neben der eigentlichen Haupthandlung rund um Cherubino, einige Nebenhandlungen stattfinden, die die Kulisse realistischer wirken lassen und zum Teil den Zuschauer verführen, nicht der eigentlichen Handlung zu folgen. Aber all diese scheinbaren Nebenhandlungen verknüpfen sich nach und nach mit der Haupthandlung und streben nach Auflösung, nach Antwort für ihre eigenen Zweifel. Erkennbar an den Kostümen wird deutlich, dass jeder in dieser Umgebung eigentlich er selbst ist und eigentlich ganz anders ist, als alle anderen meinen. Daher ist auch die Handlung ständig in Bewegung und lässt der Musik ebenfalls Platz, der Handlung Pfiff zu verpassen. Sie scheint geradezu der lenkende Pol zu sein. Mozarts Musik wird in ein neues, zeitgemäßes Gewand gekleidet. Die Kombination von DJ, Band und kleiner Orchesterbesetzung wirkt zuerst einmal relativ ungewöhnlich und ein bisschen verrückt, aber genau diese Verrücktheit der Zusammensetzung macht diese spannend. Ein Reiz, der Raum bekommt und die Wirkung der Handlung unterstützt und nicht übertüncht. Vielmehr ist es ein Miteinander zwischen den Charakteren und der modern eingefassten Mozart-Kompositionen. Ein bisschen überraschend ist es dann, dass der DJ als Figur selber nur relativ kurz in das Sichtfeld des Zuschauers kommt, die Band hingegen, wie alle anderen Figuren auch, sich aber dauerhaft auf der Bühne aufhält. Da kann sich schnell mal die Frage stellen, ob der DJ im Arrangement von Musik und Darstellung eine minder wichtige Rolle spielt. Dabei trägt er doch maßgeblich zur Modernität des Stückes bei.
In besonderer Erinnerung bleibt wohl jedem das Ende, gerade weil es etwas unerwartet daherkommt. Der finale Trip wirkt so gefährlich wie reizvoll. Ein Figaro, der an den früheren Sido mit Maske und Zylinder erinnert und eckige, silberne Tierköpfe, die sehr abstrakt wirken. Die Choreographie mit klassischen sowie modernen Elementen schafft eine spannende Illusion dieses Endes. Insgesamt schafft es der „Club Figaro“, in der Kürze die Würze zu finden. Die Illusion realitätsnah zu erschaffen und den Zuschauer für eine kurze Zeit mitzunehmen, in einen Club, der die Vielfalt der Gesellschaft darstellt und auch vor dem Aufruf, wählen zu gehen, nicht zurückschreckt. Das Arrangement ist zwar kurzweilig, fasziniert aber durch abwechslungsreiche Kompositionen, die gerade uns Jugendliche ansprechen, aber auch durchaus Mozartfans in ihren Bann ziehen können.

Kommentare zum Vorstellungsbesuch Die verkaufte Braut, Oper von Bedřich Smetana

Linda, 9. Klasse, Gymnasium Isernhagen:

Die Oper Die verkaufte Braut, die am 11. Januar 2017 im Opernhaus Hannover aufgeführt wurde, war im Gegensatz zu den beiden Opern, die wir davor gesehen hatten (Titus, Manon Lescaut), eher lustig. Die Oper hat mir gut gefallen, da sie lockererer war als die davor und man viel zu lachen hatte. Am Anfang der Oper gab es leichte Verwirrungen, da man nicht wusste, ob nun wirklich das Stück beginnt, oder ob ein Fehler vorläge. Nachdem diese Unsicherheit sich gelegt hatte, konnte man sich gut auf das Stück einlassen. Die Oper an sich war nämlich wie eine Fernsehshow bzw. wie eine Präsentation aufgebaut. Darin spielten u.a. die Hannoverschen Vereine eine große Rolle. In der Pause konnte man an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen, wie z.B. Enten von einem Balken schießen, Polka tanzen oder ein Foto mit Transvestiten machen. Daher hat mir nicht nur das Stück, sondern auch die Pause besser gefallen, da man nicht nur warten musste, wann es endlich weitergeht. Als Fazit kann man sagen, dass Die verkaufte Braut eine witzige Inszenierung und gute Abwechslung zu den sonst doch eher tragischen Opern war.

Katharina, 10. Klasse:

Am 11. Januar 2017 spielte sich mit der Inszenierung der Verkauften Braut ein Spektakel vor den Augen der Schüler des Gymnasium Isernhagens ab. Jedoch war diese Oper keineswegs so aufgebaut wie eine typische Oper, sondern begann direkt mit Witz, indem dem Publikum gesagt wurde, dass sie sich nun in einer Fernsehshow befinden und dass diese Show das Ersatzprogramm für Die verkaufte Braut sei. Jedoch wurde uns unter dem ganzen Klamauk doch die Geschichte der Verkauften Braut auf moderne Weise erzählt. Es handelt sich um eine außerordentlich aktuelle Operninszenierung, die das Publikum nicht nur während der Vorstellung, sondern auch während der Pause sehr gut einbezog. So konnte man in der Pause mit den Opernsängern das Tanzbein schwingen oder zum Beispiel Fotos machen. Alles in einem war es eine sehr zu empfehlende und abwechslungsreiche Oper, welche für gute Stimmung sorgt, dabei aber auch gesellschaftskritisch die Medien im Fernsehen reflektiert, indem besonders auf die Partnervermittlung und die Berichterstattung eingegangen wird.

Clemens, 11. Klasse, Gymnasium Isernhagen:

Casting-Show? Polit-Satire? Oder doch eine Oper?
Die verkaufte Braut von Bedrich Smetana ist in der Fassung von Martin Berger und Benjamin Reiner sicher anders als die Urausführung 1870. So wird an der Staatsoper aus Kostengründen die Oper in Kooperation mit dem Unternehmen „prolocal“ aufgeführt, einem Unternehmen, das die Menschen dazu bewegen möchte, die Heimat neu zu erleben. Zeitgleich zu einer Werbeaktion der Dating-Website „Topf und Deckel“ wird eine Art Casting für das perfekte Brautpaar veranstaltet. Als Höhepunkt soll die Hochzeit des auserkorenen Brautpaares dienen. Doch es kommt wie es bei der komischen Oper kommen muss: Das vorher so gut geplant und abgekartete Spiel geht nicht auf. Die Braut sagt ab aus Liebe zu einem Fremden. In Sorge um ihre Glaubwürdigkeit versuchen die Vertreter der beiden Firmen den Fremden unter postfaktischen Gesichtspunkten bei der versammelten Dorfgemeinschaft als Islamisten abzustempeln. In einem grandiosem und der Realität erschreckend nahem Dialog des heimatverbundenen Prolocalvertreters mit den Anwesenden kommt es zu einer Pauschalisierung alles Fremden und Unbekannten aus niederträchtigen Gründen. So wird hinter der rhetorischen und medialen Maskerade die Niedertracht und Xenophobie des prolocal-Angestellten deutlich.
Die mit allen Mitteln der Satire bestücke Inszenierung überzeugt sowohl inhaltlich als auch musikalisch. Alles in allem eine unkonventionelle und zutiefst überzeugende Aufführung von Smetanas Verkauften Braut, die gerade beim jüngeren Publikum die Lust weckt, mal wieder öfter in die Oper zu gehen.

Julia und Vanessa, 12. Klasse, Gymnasium Isernhagen:

Die Neuinszenierung der Oper Die verkaufte Braut von Bedrich Smetana sahen wir im Rahmen der TATORT-OPER-AG am 11. Januar 2017 im Opernhaus Hannover. Die in drei Akten erzählte Geschichte von einer arrangierten Ehe, die mit vielen Komplikationen und einer Live-Fernsehshow verbunden ist, wird von der Staatsoper Hannover modern inszeniert und spiegelt so in machen Punkten Elemente aus dem wirklichen Leben wider. Ein solches Stück als Fernsehshow mit Publikumsbeteiligung umzusetzen, war eine Idee, die vor allem jüngere Menschen begeisterte.
Die auffällig langen Dialoge waren für eine Oper ungewöhnlich, sorgten aber für ein durchgehend gutes Verständnis der Handlungsstränge. Die Kameras, die die Aktionen der Schauspieler auf die große Leinwand projizierten, waren ebenso ein netter Einfall, obwohl es bei dem rasanten Erzähltempo nicht immer gelang, den Bildern im Hintergrund, die wie eine Castingshow der fiktiven Sendung „Topf sucht Deckel“ aufgezogen waren, zu folgen. Zudem gingen die sonst verständlichen Stimmen der Sängerinnen und Sänger unter und man musste ziemlich genau zuhören, da die Singenden anscheinend nicht ihr gesamtes Stimmvolumen nutzten. Zum Orchester ist zu sagen, dass es wie zuvor bereits in anderen Stücken die Handlungen mit ihren Melodien wunderbar unterstützte und eine unvergleichbare Atmosphäre für den Zuschauer kreierte. Die im Stück von „prolocal“ vorgestellten Vereine waren die Besonderheit, die dieses Stück auszeichneten und zu unserem Lieblingsstück machten. Sie spiegelten in fiktiven Vereinen wie dem „Tanzverein Altwarmbüchen“ oder „Linden Travestie“ das wirkliche Kulturleben der Region Hannover wieder und begeisterten durch tolle Kostümierung. So gab es beispielsweise ein Bärenmaskottchen, das für den Tierschutzverein auf der Bühne stand oder Radsportleroutfits inklusive Fahrrädern für den Radsportverein. Der Höhepunkt bestand schließlich darin, dass man in der Pause die einzelnen Vereine verteilt im Opernhaus besuchen und Aktionen und Fotos mit ihnen machen konnte. So bekamen wir unter anderem die Gelegenheit, unserem Lehrer mit dem Bewegungschor der Staatsoper beim Polkatanzen zuzusehen. Jedoch konnten wir als Gruppe des Gymnasiums Isernhagen erstaunlich wenige Personen aus dem Tanzverein Altwarmbüchen (Bewegungschor) oder der Narrengruppe Isernhagen identifizieren ;). Dieser Teil des Abends sorgte schließlich dafür, dass man im 2. Teil der Oper viel mehr als sonst versuchte, die einzelnen Schauspieler und Schauspielerinnen sowie Sänger und Sängerinnen aus den Pausenbegegnungen wiederzufinden.
Insgesamt war es eine sehr positiv überzeugende Oper, die man auf jeden Fall gesehen haben sollte, allein um den ungewöhnlichen Charakter der Inszenierung zu erleben.

Tim, 12. Klasse, St. Ursula Schule Hannover:

Noch am selben Abend kam ich total geflasht nach Hause und versuchte, meiner Mutter die Inszenierung nahe zu bringen. Vergeblich. Auch bei den Mitschülern guckten mich immer nur große Augen an. Ich hatte das Gefühl, dass die Personen mit meiner Faszination und Begeisterung nichts anfangen konnten. Vielleicht weil ich wie ein Wasserfall vor mich her sprudele, wenn ich voller Euphorie jemanden anderes begeistern möchte. Und doch bin ich der Überzeugung, dass es den Personen nicht anders gegangen wäre, hätten sie diese Oper gesehen.
Die Handlung zu erzählen ist einfach, zumal ich mir die Oper schon ein paar Mal im Internet angehört habe. Und besonders durch diese Inszenierung wird sie für mich zu einem Meisterwerk und ebenso unerklärbar.
Schon beim Einlass in die Oper war ich über die viele Werbung und die passend gekleideten Mitarbeiter verwundert. Spätestens als ich den Saal der Oper betrat, war mir klar, der heutige Abend wird anders, neu, vielleicht besonders oder ungewohnt? Eine Reihe hinter mir saß ein älteres Ehepaar, auf die die Atmosphäre sehr negativ zu wirken schien. Ich war ebenfalls kurzzeitig frustriet, da ich Musik aus der Romantik besonders mag und mich deshalb auf einen ganz klassischen Opernabend gefreut hatte.
Diese Hoffnung verflog augenblicklich als das Video begann. So kannte ich die Oper nicht. Seit wann zeigte sie Werbung vor dem Stück und auch noch mit der Ouvertüre zusammen?! Auch als der Moderator Fabian Springer die Bühne betrat wurde es nicht besser. Erst als ich merkte, dass dies zur Inszenierung gehörte, begann ich mich darauf einzulassen. Und kaum fing er mit seinen Späßchen an, war ich Feuer und Flamme und nur noch am Lachen. Die Witze und Späße trafen exakt meinen Humor und wie ich denke, auch den aller anderen Jugendlichen, die anwesend waren. Fabian Springer spielte einen hervorragenden Moderator. Nicht nur er, sondern auch alle anderen beherrschten ihre Rollen. Vor allem Shavleg Armasi alias Shavleg Kezal überzeugte mit einer traumhaften Bassstimme und unnacharmbarer Mimik und Gestik. Seine hochgezogenen Augenbrauen und sein einer Mundwinkel ergänzten seine Rolle perfekt. Er erinnerte mich an einen Musiklehrer unserer Schule.
Auch interessant fand ich den Opernchor, der meiner Meinung nach die lockere inszenierte Art der Oper genoss. Locker lässig kam er auf die Bühne und war voll in seiner Rolle, mit Leidenschaft egal ob Jäger, Transe oder Radfahrer.
Die immer wieder auftretende witzige Stimmung war großartig, insbesondere als der Chor einen Umzug machte. Eine Gruppe witziger als die andere. Wunderbar wie alle Vorurteile einmal durchweg bedient wurden.
Dazu passend auch die Pause, die an die ganze Stimmung anknüpfte. Schade immer wieder wie defensiv, geradezu schüchtern sich manche Zuschauer verhalten. Die Koreaner standen alleine und auch der kleine Tanz wurde nur wenig in Anspruch genommen.
Ebenso spektakulär wie die erste Hälfte verlief auch die zweite. Zu amüsant war die letzte Szene, in der alle in Brautkleidern auf der Bühne standen. Hier sei nochmal ein GROSSES LOB an die Schneider angebracht. Vor allem die Männer sahen total bescheuert aber dennoch urkomisch und total witzig aus.
Alles in allem ein hervorragend, genialer und sehr gelungener Abend, den ich schon vielen weiter empfohlen habe.
Sollte so in Zukunft die Oper verlaufen, glaube ich, dass diese wieder aufblühen kann und dass diese Form vor allem der jungen Generation viel Freude bereiten wird.

Caroline, 12. Klasse, St. Ursula Schule:

Zugegeben, die Verkaufte Braut ist keins meiner Lieblingsstücke. Die Musik ist
nicht sonderlich spektakulär und weist neben der Ouvertüre und der Arie
„Alles ist so gut wie richtig“ wenig musikalische Highlights auf.
Das soll dem Stück in keiner Weise seine Stellung unter den Klassikern
absprechen, was allerdings eh nicht von Interesse wäre für die Musikwelt, aber
es ist meine Empfindung.
Trotzdem hat mich die Inszenierung ausnahmslos begeistert: Sie besitzt einen
Witz, der nicht aus fachen Sprüchen, sondern aus außerordentlich gut
gesetzten Pointen besteht und einen als Zuhörer direkt in seinen Bann zieht.
Dazu kommt noch das wirklich gut gewählte Setting des Stückes in eine
moderne Zeit, die der etwas altbackenen Handlung einen neuen und
geradezu modernen Flair verleiht, der dem Stück und der beschriebenen
Thematik gut tut.
Das Ganze als Fernsehshow zu inszenieren, hat mir sehr gut gefallen.
Allerdings gab es Kleinigkeiten, die dem Ganzen zwar nicht nachhaltig
geschadet haben, aber dennoch negativ aufgefallen sind. Zum einen wurde
man nicht direkt abgeholt, wenn man das Programm nicht gelesen hat, und
mit Verlaub es sollte kein Nachteil sein dies nicht zu tun, dann kommt einem
der Anfang des Stückes komisch vor und es beginnt einen zu nerven, da man
das von einer Oper nicht gewohnt ist und sich hingehalten fühlt.
Zum anderen hat die offene Gestaltung der Bühne oder das Verändern des
Saals oder einfach generell leichte Abweichungen des Bühnenaufbaus teilweise
der Akustik geschadet, was furchtbar ist, da besonders die Sänger herausragend
waren und man die volle Stimmkraft nur allzu gerne gehört hätte.
Nebenbei bemerkt hatte die Veränderung des Textes meiner Meinung
nach keine negativen Auswirkungen auf den Effekt des Stückes.
Das Ganze hat dem Stück allerdings einen etwas Musical-artigen Touch
verliehen, was den Abend aufgelockert hat, aber nicht vollkommen der
Erwartungshaltung gerecht wird, da man eigentlich schon eine Oper erwartet,
wenn man eine Oper bucht.
Deswegen ist es mir nochmal wichtig zu betonen, dass das Publikum nicht nur
aus jüngeren besteht, sondern, dass sich der Großteil der Operngänger nach wie vor
aus älteren Jahrgängen zusammensetzt, die mit einer derartig frischen
und jugendlichen Inszenierung nicht sonderlich viel anfangen können, da ihnen
Smetanas Sprache näher ist als der Jugendjargon der Fernsehshows.
Alles in allem war es aber eine durchaus sehr gut gelungene Inszenierung.

Annika und Charlotte, 10. Klasse, St. Ursula Schule:

Am 11. Januar 2017 haben wir die Oper Die verkaufte Braut von dem böhmischen Komponisten Bedrich Smetana besucht. In der Oper geht es um die junge Marie, die gegen ihren Willen mit dem reichen Bauernsohn Wenzel verheiratet werden soll, obwohl sie einen anderen Mann, Hans, liebt. Der Heiratsvermittler, der Wenzel und Marie zusammenbringen soll, zahlt Hans eine große Geldsumme, damit dieser sich von Marie fernhält. Zum Schluss klärt sich jedoch alles auf und nimmt ein gutes Ende.
Da wir eher klassisch aufgeführte Opern kannten und nicht wussten, was uns bei der Neuinszenierung erwartet, waren wir sehr überrascht, wie modern man eine Oper gestalten kann. Irritiert hat uns dabei das Erzählen der Handlung durch Firmen und Vereine wie „prolocal“ oder „Topf und Deckel“, von denen man sowohl anfangs als auch im Verlauf der Oper nicht wusste, ob sie wirklich existieren oder nur als Produktplatzierung dienten. Gut hat uns das Zusammenspiel von Filmmaterial auf der großen Leinwand und Live-Musik des Orchesters gefallen; außerdem fanden wir die Kombination aus Moderation, bei der auch das Publikum miteingebunden wurde und Musik sehr abwechslungsreich. Obwohl es interessant war, zu sehen, was man aus einer Oper alles machen kann und dies eine gute Erfahrung war, hätten wir es uns doch etwas klassischer inszeniert gewünscht.

Gina, 12. Klasse, Gymnasium Langenhagen:

Am 11. Januar 2017 besuchte das Musikprofil der Oberstufe des Gymnasiums Langenhagen im Rahmen des Angebots „Tatort Oper“ eine Vorstellung der Oper Die verkaufte Braut von Bedrich Smetana. Schon bei der Ankunft am Opernhaus war man mitten in der Inszenierung, grüne Werbebanner der Firma „Prolocal“ zierten das Gebäude und Flyer wurden an die Besucher verteilt. „Prolocal“, das ist der Betreiber der Partnerbörse „topfunddeckel.de“, durch die die Vermählung der Hauptcharaktere, Marie und Wenzel, vollzogen werden soll. Die dörfliche Idylle des Stücks wurde durch den Kontext einer modernen Fernsehshow ersetzt und so wurde die geplante Hochzeit des Sohnes des Vorstandschefs mit der Unternehmertochter zu einem riesigen Medienevent auf der großen Bühne. Aber Maries Herz gehört Hans, der jedoch von den Gründern der Partnerbörse nicht angenommen wird. Nach vielen Strapazen sieht das Ende doch rosig aus, denn Hans ist der verschollen geglaubte Bruder von Wenzel. So kann die Liebe doch noch siegen und das Geschäftsversprechen eingehalten werden.
Das gesamte Stück wurde quasi zu einem TV-Ereignis: Gesangspassagen wurden interviewartig durch den Moderator Fabian Springer eingebettet und Live-Kameras ermöglichten die Übertragung des Bühnengeschehens auf eine Leinwand, was dem Zuschauer unterschiedliche Perspektiven ermöglichte, was unserer Meinung nach ein klarer Zugewinn im Gegensatz zu einer „normalen“ Oper ist. Im Vergleich zum Freischütz, welchen wir vergangenes Jahr mit dem Programm „Tatort Oper“ sahen, wurden die Arien durch die Kameraübertragung eher unterstützt und nicht vollends durch Videoübertragungen überschattet und in den Hintergrund gedrängt.
Für uns alle war das klare Highlight der Aufführung die Pause, in der die Vereine, die die Vielfalt der Heimat Hannover ausdrückten, alle Zuschauer eingebunden haben. So konnte man beispielsweise mit den „Yogafreunden List e.V.“ seine innere Ruhe finden, den „Katholiken in Hannover e. V.“ beim Singen von Kirchenliedern lauschen oder mit der „Tanzgruppe Altwarmbüchen“ Polka tanzen lernen. Gerne hätte die Pause länger als nur 20 Minuten sein dürfen, um die Möglichkeit zu haben, noch mehr Vereinsgruppen zu erkunden.
Im Gesamtbild ist sich unser Kurs nicht vollends einig in der Bewertung der Oper. Einerseits empfinden wir es als spannendes Prinzip, die Welt der Inszenierung über den Zuschauerraum und die Bühne hinaus zu strecken und auch das Publikum einzubeziehen. Auch, dass es zu mehr Schauspielsequenzen kam, hat einigen von uns gut gefallen, da es für einen guten Ausgleich zwischen Operngesang und Schauspiel kam und die Aufführung interessanter gemacht hat.
Auf der anderen Seite finden wir, dass einige der neuen Texte des Werkes nicht gut zum Genre Oper gepasst haben und mit ihnen zu krampfhaft versucht wurde, „modern“ zu sein. Und auch, dass die Musik durch das Unterbrechen des Moderators in den Hintergrund gerückt ist, hat uns etwas enttäuscht. Leider fanden wir auch, dass der Auftritt des „Terrorbären“ am Ende unangebracht war. Es wäre ein deutlich schönerer Schluss gewesen, das Stück mit der positiven Rede des Tobias Micha gegen Terrorismus enden zu lassen. Außerdem möchten wir als Anreiz anmerken, dass wir auch in Opern mit deutschen Texten Übertitel als angebracht fänden, um wirklich die Fülle des Librettos nachvollziehen zu können.
Insgesamt können wir sagen, dass Die verkaufte Braut in der Inszenierung des Opernhauses ein leichtes Opernvergnügen ist, das durchaus einen guten Schritt in die Zukunft der Oper macht. Für Liebhaber der traditionellen Fassung des Stückes ist es allerdings eher nichts. In dieser Spielzeit stellt Die verkaufte Braut einen guten Kontrast beispielsweise zu Manon Lescaut dar, was dem Abwechslungsreichtum des Programms sehr gut tut.

Kommentare zum Vorstellungsbesuch Schubert, Ballett von Jörg Mannes

Johanna 11. Klasse, Ratsgymnasium Peine:

Eleganz schwebt in der Luft, wenn man die Staatsoper Hannover betritt. Viele ältere als auch jüngere Menschen haben sich schick zurecht und auf den Weg gemacht, um das Ballett Schubert des Choreographen Jörg Mannes zu sehen. Doch schnell nach Beginn des ersten Stückes wird klar, dass die Harmonie und Eleganz nicht dem entspricht, was man von einem „klassischen“ Ballett erwartet hätte, dass ein modernes Ballett in seiner Struktur nicht mit einem klassischen zu vergleichen ist und dass Jörg Mannes mit seiner Choreographie nicht nur die harmonischen Phrasen der Stücke zeigen zu wollen scheint, sondern auch Abstraktes durch unnatürliche Bewegungen und teilweise auch Verrenkungen der Tänzer. Diese unerwarteten abstrakten Bewegungen der Tänzer führten nun zu einem Wunsch, dass die Tänzer aus ihren eckigen Formen in elegantere übergehen mögen, damit sie nicht unentwegt im Gegensatz zu ihrer Umgebung stehen. Denn der Raum, der sich jeweils der Besetzung der Stücke anpasste und veränderte, bildete ein klares Umfeld, welches allein durch seine minimalistische Eleganz bestach und wenig abstrakt und unnatürlich wirkte. Runde Lichtbögen bildeten einen harmonischen Raum für den Tanz. Durch die Projektion eines Baumes wurde die Natur in den Raum miteinbezogen, was die Natürlichkeit der Umgebung unterstützte und das Wandermotiv in den Stücken Schuberts verdeutlichte. Die Tänzer jedoch wirkten, als würden sich durch ihre abstrakten Bewegungen aus dieser Struktur auszubrechen versuchen und als würden sie sich selbst größtenteils nicht als Teil des Ganzen sehen.

Im zweiten Akt, der im Vergleich zum ersten sehr viel kürzer war, wurde der Raum geöffnet und wirklich eine Bühne geschaffen, die nicht weiterhin natürlich wirkte und aufgrund von nicht nur diffusem Licht auch etwas Abstraktes bildete. Die Tänzer, deren Kostüme sich ebenfalls der allgemeinen Vergrößerung angepasst hatten, wirkten nun nicht mehr als Kontrast zu ihrem Umfeld, sondern als Teil dessen, als würden sie ihm entspringen. Durch vermehrte Gruppenchoreographien nahm die dramatische Wirkung zu, welche jedoch häufig zerbrach und beispielsweise in einem solistischen Machtkampf endete, der durch die kontrollierende Wirkung der Tänzer aufeinander gezeigt wurde. Allgemein wirkte der zweite Akt weit stimmiger und mitreißender als der erste und man wurde als Zuschauer häufiger von dem gebotenen Bild und seiner Aussage angesprochen.
Der lang anhaltende Applaus zeigte, dass gerade dieses unerwartete Abstrakte auch sehr ansprechend sein kann. Ich finde, dass der Besuch des modernen Balletts Schubert lohnenswert ist, jedoch hätte ich mir gewünscht, dass die Choreographie des ersten Aktes etwas abgerundet würde, um ein insgesamt stimmigeres und harmonischeres Bild zu vermitteln.

Kommentare zum Vorstellungsbesuch Manon Lescaut, Oper von Giacomo Puccini

Estella, 11. Klasse, Sankt-Ursula-Schule:

Wahre Liebe oder Luxus? – Vor diese Frage, die ihr Leben für immer verändert, wird die junge Manon Lescaut gestellt. Sie entscheidet sich zuerst für den Reichtum und dann doch für den armen Des Grieux. Tragischer Weise bestiehlt sie aber auf der Flucht ihren alten Liebhaber und bringt sich und Des Grieux so ins Verderben…
Diese gefühlvolle Handlung wird in der Staatsoper Hannover unter der musikalischen Leitung von Ivan Repusic mit eindrucksvoller Musik untermalt, die den Zuhörer zum mitfühlen bringt. Die beeindruckende Mimik der Darsteller wird durch die spektakuläre Vielfalt der Klänge unterstützt, sodass die Zuschauer die Gefühle der charakterstarken Manon nachvollziehen. Nicht nur die abwechslungsreiche Musik bringt das Stück zur Spannung. Auch die wechselnden Bühnenbilder sind nicht nur schön anzusehen, sondern setzen die gefühlvollen Situationen gekonnt in Szene. Das Zusammenspiel aus Musik, Darstellung, Bühnenbild und schönen Kostümen lassen den Zuschauer als stillen Beobachter in die Szene hineinversetzt fühlen.
Auch die Darsteller schmelzen zu einem harmonischen Ensemble zusammen. Aufeinander abgestimmt sorgen sie für eine realistische Darstellung. Es scheinen harte Proben dahintergesteckt zu haben.
Positiv überrascht haben mich in dieser Oper die Männerstimmen. Normalerweise gehen sie unter den eindrucksvollen Frauenstimmen für mich unter, doch bei Manon Lescaut konnten die Männer mit ihren ausdrucksstarken Stimmen beeindrucken.
Besonders gut gefallen hat mir auch die traditionelle Darstellung der Oper. „Modern“ inszenierte Opern zeigen häufig viel Haut, was die Zuschauer von der eigentlichen Handlung ablenkt und meist auch viel Kritik aufwirft. Bedeckende Kleidung legt den Fokus auf die Mimik. Je mehr die Darsteller tragen, desto ausdrucksstärker muss ihr Gesichtsausdruck sein. Damit konnte das Ensemble überzeugen.
Der einzige Kritikpunkt an der Opernvorstellung bezieht sich auf das Orchester: Obwohl die Musiker im Großen und Ganzen ein schönes Zusammenspiel geboten haben, ist es ihnen bei schnellen Passagen nicht immer gelungen, rhythmisch zusammenzuspielen.
Der Besuch in der Oper Manon Lescaut war einer der besten Opernbesuche, die ich je erleben durfte. Ich würde sie in jedem Fall weiterempfehlen.

Margarethe, 11. Klasse, Sankt-Ursula-Schule:

Besonders eindrucksvoll ist für mich die Inszenierung des zweiten Aktes. Die gesamte Kulisse ist schwarz. Das Bett ist schwarz. Schwarz-silber glitzernde Vorhänge hängen herab. Der Boden ist schwarz, die Treppe ist schwarz, Tische, Stühle – alles ist dunkel. Auch die Angestellten sind schwarz gekleidet, Geronte und seine Gesellschaft erscheinen ebenfalls in schwarzen Kostümen. Und mitten in dieser dunklen aber edlen Welt ist Manon Lescaut, in ihrem gold-gelben, leuchtenden Kleid. Sie sticht hervor und das warme leuchtende Gelb bildet einen starken Kontrast zu ihrem Umfeld. Dennoch steht ihr Kleid nicht im Widerspruch zu ihrer Umgebung, denn es ist golden und damit so edel wie die silber-schimmernden Gegenstände im Raum. Aus diesem Grund drückt Manons Kleid viel über ihren Charakter aus: Sie lebt bei Geronte im Reichtum und liebt diesen Prunk. So ist sie in diesem Haus nicht fremd, sondern passt sehr gut in diese edlen Verhältnisse, wie ihr goldenes edles Kleid. Aber dennoch ist sie anders als die anderen reichen Leute im Palast. Die Wärme, die ihr Kleid ausstrahlt, steht für Gefühl, für die Liebe. Anders als die anderen Reichen sehnt sie sich nicht nur nach Prunk und Ansehen, sondern sie verspürt die Sehnsucht nach Liebe.
Interessant ist auch die Haarfarbe von Manon: Manon Lescaut hat braunes Haar, doch während des zweiten Aktes sind ihre Haare grau. Sicherlich war es zu der damaligen Zeit vornehm, graue Haare zu tragen. Aber ich interpretiere das wie folgt: Die Haarfarbe ist in diesem Falle ein Maß der geistigen Jugend und Leidenschaft. Während sie mit Des Grieux zusammen ist, blüht sie geistig auf, ist jung und lebensfroh, sie handelt aus Liebe. Im Palast sind ihre Haare grau, weil sie dort nicht dieses erfrischende und jugendliche Gefühl von Liebe verspürt. Ihr Leben im Palast befriedigt zwar ihr Bedürfnis nach Wohlstand, aber ihr Verlangen nach Emotionen und Leidenschaft bleibt ungestillt. Als Manon sich in Gefangenschaft befindet, sind ihre Haare wieder braun, als Ausdruck für ihr durch Liebe und Leidenschaft geprägtes Handeln.

Dennis, 11. Klasse, Sankt-Ursula-Schule:

Mein erstes Mal Puccini – mein erstes Mal Oper. Kino, Theater, Ballett hatte ich schon gesehen, die Oper setzt nun neue Maßstäbe: Sie hat mein Bild einer bewegenden, mitreißenden und imposanten Inszenierung einer Liebesgeschichte verändert.
Nicht nur die emotionale Darbietung der Hauptdarsteller, nein ebenfalls die der Nebenfiguren, ihre Art, dem Werk an geeigneter Stelle stets symbiotisch Lebendigkeit zu geben und der grandiose Klang des Orchesters, der einzelnen Solomusiker und natürlich der Sänger – dies alles hat dem Werk Puccinis eine Harmonie gegeben, welche mich persönlich bewegte.
Klar, eine Oper ist schon etwas anderes als ein Theaterstück. Sie ist komplizierter im Verstehen des Sinnzusammenhangs: Sich zwei Stunden nur auf Gesang und auf den am oberen Bühnenrand projizierten Text zu konzentrieren, ist anstrengend, dennoch punktet die Oper durch ihre beeindruckende Zusammenarbeit so vieler Künstler und Techniker. Das Theaterstück vermittelt mir persönlich mehr Inhalte des Geschehens, jedoch berührt die Oper einen mehr aufgrund der Vielzahl von Sinneseindrücken.
Vielen Dank für Ihre so großzügige Förderung!!
Vielen Dank, dass Sie mich dadurch zu einem Opernbesuch bewegt haben. Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Maria, 12. Jahrgang der Sankt-Ursula-Schule:

In meiner Stadt in Argentinien gibt es keine Oper und deswegen war dieser Opernbesuch für mich ein ganz besonders großes Erlebnis und ich finde es toll, dass Schüler hier so in die Oper gehen können. Ich fand das ganze Stück großartig, richtig gut und in jeder Hinsicht gelungen!
Besonders schön war das Ende, als Manon ums Leben gekommen ist, obwohl sie eigentlich nicht sterben wollte. Ich habe darüber nachgedacht, aus welchem Grund sie weiter leben wollte und ich denke, dass sie ihre weitere Zeit mit ihrem Liebsten verbringen wollte. Außerdem hat mir persönlich gut gefallen, dass dieses Stück merkwürdigerweise nicht mit einem Happy End geendet hat und deswegen gibt dieser Schluss den Zuschauern die Möglichkeit, sich vorzustellen, wie das Leben von Des Grieux ohne Manon weiter laufen kann.

Clara, 12. Klasse, Sankt-Ursula-Schule:

Die Oper Manon Lescaut hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Musik fand ich wunderschön und das Orchester hat wirklich toll gespielt. Ich fand auch interessant, dass es keine Ouvertüre gab und das Orchester stattdessen zwischen der dritten und vierten Szene alleine gespielt hat. Die Aufteilung in vier relativ kurze Szenen und die abwechslungsreiche Geschichte haben dafür gesorgt, dass es nicht langweilig wurde.
Ein besonderes Lob gehört da auch dem Bühnenbild, welches besonders in der dritten Szene sehr aufwändig und stimmungsvoll war, aber auch in den restlichen Szenen wurden die sehr verschiedenen Orte gut dargestellt. Die gesamte Inszenierung war eher klassisch, was ich aber eigentlich sehr schön finde, da so die Handlung sehr verständlich war.
Die Sängerin der Manon hat mir persönlich am besten gefallen, da sie wirklich auch die hohen Lagen noch sehr gefühlvoll und schön gesungen hat. Einerseits fand ich den Schluss gut, da Manons Sterben sich nicht unnötig in die Länge gezogen hat, andererseits war die letzte Szene für eine Oper auch ziemlich undramatisch. Puccini hätte wenigstens Des Grieux noch theatralisch auf der Bühne sterben lassen können. Auch kann ich mir vorstellen, dass der krasse Handlungssprung zwischen der dritten und vierten Szene viele verwirrt haben könnte, die sich vorher nicht mit dem Inhalt beschäftigt haben.
Nach der Vorstellung habe ich im Programm gelesen, dass Manon nicht in dem Sinne geldgierig ist, sondern nur Unterhaltung braucht. Ich finde, das ist nicht sehr gut rübergekommen. Ob es an der Schauspielerei oder an der Oper an sich lag, ist für mich nicht ganz klar, aber Manon wirkt jedenfalls für mich sehr unsympathisch und überaus geldgierig. Auch ihre fehlende Zuverlässigkeit in Bezug auf Des Grieux und ihre Eitelkeit stören das Bild einer perfekten Liebe. Aber vielleicht sollte ja auch grade das dargestellt werden.

Kommentare zum Vorstellungsbesuch Titus, Oper von Wolfgang Amadeus Mozart

Isabell und Gina im Namen des Musikprofil des 12. Jahrgangs des Gymnasiums Langenhagen:

Kritik „Titus“ an der Staatsoper Hannover – 13.09.2016 – 19:30 Uhr
Wir, der Musikschwerpunktkurs des Gymnasiums Langenhagen, besuchten am 13.09.2016 die Wiederaufnahme von Mozarts Oper „Titus“ (La clemenza di Tito).
Das Musikdrama, welches besonders die Frage der Macht in den Fokus stellt, thematisiert den Konflikt zwischen romantischen Liebesbeziehungen und der Loyalität zum Herrscher.
Bemerkenswert für das Werk der Gattung Oper ist, dass lediglich eine Person (versehentlich) einer Verwechslung zum Opfer fällt und zu Tode kommt. Der barmherzige Titus vergibt trotz seines Anrechts auf Rache im Finale allen Verrätern. Das Verlangen des Zuschauers nach einer Todesszene wird bis zum Ende durch die Milde des Kaisers nicht befriedigt. Negativ zu sagen ist, dass uns der Kontrast in der Oper fehlte und sie uns somit relativ eintönig erschien, da es keinen klaren musikalischen Höhepunkt bzw. keinen dramatischen Schlussakt gab.
Auf der anderen Seite muss man anmerken, dass die blauen Kostüme gekonnt die Loyalität des Volkes Titus gegenüber zum Ausdruck brachten. Das einfache Bühnenbild konzentrierte durch effektvolle Bewegung der Wände die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf zentrale Szenen und sorgte für anhaltende Spannung im Saal. Des Weiteren wurde die Bühne durch die Verbindung mit dem ersten Rang in den Zuschauerraum erweitert, was eine besondere Nähe zum Publikum schuf.
Zusammenfassend können wir auf einen sehr schönen Abend in der Staatsoper Hannover zurückblicken.

Meike, 12. Klasse, Georg-Büchner-Gymnasium (Seelze):

Die Titus Inszenierung von Tobias Ribitzki ist schlicht und einfach: So gibt es keine Überraschungen oder unerwartete Szenen. Das Bühnenbild verändert sich durch zusammenschiebbare Wände, die den Zuschauer immer nur das sehen lassen, was der Regisseur ihn von dem hinteren Teil der Bühne sehen lassen möchte. Dadurch wird die Aufmerksamkeit ganz bewusst auf gewisse Szenen gelenkt, es machte das Ganze aber auch vorhersehbar. Die einzige Requisite – ein Dolch – wurde voll ausgekostet.
Aufgrund des schlichten Bühnenbilds waren hohe Anforderungen an die Darsteller gestellt, dies mit schauspielerischer Qualität auszugleichen. Dem kamen sie allerdings nur sehr bedingt nach: Während Monika Walerowicz eindrucksvoll den Sextus spielte, lief Hulkar Sabirova (Vitellia) nur halbherzig hin und her. Auch zwischen Annius (Hanna Larissa Naujoks) und Servilia (Athanasia Zöhrer) hätte die Liebe leidenschaftlicher sein können, dies gilt aber auch für das ganze Stück. Die Bewegungen waren wenig ästhetisch, dadurch wirkten sie zwar realistisch, allerdings auch schlaff.
Kennzeichnend für die Inszenierung ist die ausdruckslose Liebe und das Selbstmitleid, in dem sich alle zu suhlen scheinen. Titus als hin und hergerissener Herrscher: Soll er töten oder vergeben? Sextus als sich selbsthassender Verräter, der sich als der wahre Gute, nur falsch Gelenkte, erweist. Annius als der, der seine Freundin an den König abtreten muss und Vitellia als die Urheberin des Aufstands.
Der Aufstand ist spannend und beeindruckend inszeniert: An der hinteren Wand lodert ein Feuer und Sextus läuft völlig überwältigt von dem, was er angerichtet hat, dem Publikum entgegen. Doch der Schockmoment ist damit noch nicht vorüber: Der Tod des Königs wird verkündet. Der Vorhang fällt und zwanzig Minuten später beginnt der zweite, spannendere Akt. An dessen Ende soll Sextus der Prozess gemacht werden, allerdings entschließt sich Vitellia nun die Wahrheit preiszugeben. Als Symbol für ihre nun wahrhaftige Aufrichtigkeit und entwaffnende Ehrlichkeit, zieht sie langsam ihr Kleid aus, zieht sich also langsam die Lügen und Verschwörungen von der Seele bis diese verletzlich vor den Füßen Titus liegt und auf seine Gnade wartet. Am Ende wird Titus gottgleich auf einer Ebene nach oben gezogen und da steht er dann, wie der absolute Gutmensch.
Alles in allem eine gelungene, schlichte Inszenierung, deren Schwerpunkt der Selbsthass und die Vergebung ist. Musikalisch sehr gut begleitet, das Duett zwischen Annius und Servila herzzerreißend. Titus – eine vorhersehbare Inszenierung, die trotzdem ihre spannenden Momente hat
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