Ende April fand im Richard Jakoby Saal der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) erstmalig ein Gesangswettbewerb für Studierende der HMTMH statt. Wegen der Pandemie war leider kein Publikum zugelassen. Insgesamt siebzig Studierende nutzten die Gelegenheit, ihr Können zu präsentieren. Die hochkarätig besetzte Fachjury vergab sechzehn Preise in den Kategorien Bachelor, Master/Soloklasse und Klavierbegleitung sowie zwei Sonderpreise. Einer dieser Sonderpreise in der Höhe von tausend Euro war für Studierende des Master-Studiengangs Oper gedacht, er wurde von der GFO gestiftet. Gewonnen hat diesen Preis Ekateryna Chayka-Rubinstein. Ich hatte die Gelegenheit, mit ihr ein kleines Interview zu führen.
Achim Riehn: Können Sie uns ein bisschen über Ihren bisherigen Lebenslauf erzählen? Wo sind Sie aufgewachsen? Wann wurde das Interesse an Musik geweckt?
Ekateryna Chayka-Rubinstein: Meine Eltern sind nach Deutschland aus der Ukraine umgezogen, als ich zwei Jahre alt war. In Hannover bin ich aufgewachsen. Hier bin ich zur Schule gegangen und habe angefangen zu studieren. Letztes Jahr habe ich mein Bachelor-Studium abgeschlossen und studiere nun im 2. Semester des Opernstudiengangs. Ich komme aus einer halben Musikerfamilie, da mein Vater Lehrer für Querflöte und Klavier ist. Deshalb habe ich schon sehr früh angefangen Klavier zu spielen. Meine Mutter ist Professorin für Spanisch. Ihr Wissen, wie man eine Sprache erlernt, hilft mir nun sehr in meinem Beruf, da ich als Sängerin oft in verschiedenen Sprachen singen muss.
A: Was hat den Entschluss ausgelöst, Gesang dann zum Beruf zu machen?
E: Als ich fünf Jahre alt war, sind meine Eltern und ich in die Staatsoper Hannover gegangen. Wir haben uns die Oper „Idomeneo“ von W. A. Mozart angehört. Damals hörte ich eine Sopranistin, die die Rolle der Elektra verkörperte. Ihre Darbietung hat mich so beeindruckt, dass ich mich noch am selben Abend entschloss, Opernsängerin zu werden. Am nächsten Tag verkündete ich meinen Eltern mutig diese Entscheidung. Von diesem Zeitpunkt habe ich angefangen meinem Traum entgegenzuarbeiten.
A: Warum ist Ihre Wahl auf die Musikhochschule hier gefallen?
E: Meine Wahl fiel auf die HMTM in Hannover, da die Hochschule über sehr gutes Lehrpersonal in verschiedenen Bereichen verfügt.
A: Gefällt es Ihnen hier in der Stadt? Musikalisch ist es hier ja sehr vielfältig.
E: Ja, mir gefällt Hannover. Natürlich auch, weil es meine Heimatstadt ist. Hannover bot mir viele Möglichkeiten, mich musikalisch zu entwickeln. In Hannover gibt es z.B. den wunderbaren Mädchenchor in dem ich zehn Jahre unter der Leitung von Gudrun Schröfel mitgewirkt habe. Und auch den Knabenchor. Diese Vielfalt an Konzerten, die jedes Jahr veranstaltet werden, ist einfach unglaublich!
A: Was haben Sie beim Gesangswettbewerb der HMTMH gesungen?
E: Ich habe zwei Arien und ein Lied gesungen. Die Arie des Sesto „Parto, ma tu ben mio“ aus der Oper „La clemenza di Tito“ von W. A. Mozart und die Arie der Cenerentola „Nacqui all’affanno… Non piu mesta“ aus der Oper „La Cenerentola“ von G. Rossini. Und das Lied der Suleika von Robert Schumann.
A: Was sind Ihre Lieblingskomponisten auf dem Gebiet der Oper? Welche Rollen möchten Sie gern einmal singen?
E: Ich begeistere mich für unterschiedliche Musik, daher fällt es mir schwer, mich zwischen ihnen zu entscheiden. Meine Stimme erlaubt es mir auf jeden Fall, Abwechslung in meinem Opernrepertoire zu schaffen. Da ich sehr gerne Koloraturen singe, würde ich gerne die Rolle der Sara aus der Oper „Roberto Devereux“ von G. Donizetti, der letzten Oper aus der Tudor-Triologie, und die Rolle der Cenerentola aus der Oper „La Cenerentola“ von G. Rossini singen. Andererseits würde ich auch gerne die Rolle des Octavian aus der Oper „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss und die Rolle der Ljubascha aus der Oper „Die Zarenbraut“ von N. A. Rimski-Korsakov singen.
A: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Was möchten Sie erreichen?
E: Mein Ziel ist es, auf den verschiedenen Opernbühnen der Welt zu singen. Außerdem würde ich gerne, neben meinem Engagement am Opernhaus, Liederabende geben.
A: Und zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was machen Sie mit dem Preis der GFO?
E: Für meine musikalische Tätigkeit brauche ich ein gutes Instrument, deshalb spare ich für einen Flügel.
Wir von der GFO wünschen Ekateryna Chayka-Rubinstein viel Erfolg auf ihrem weiteren Lebensweg und hoffen, sie bald auf der Bühne zu sehen und zu hören! Auf jede ihrer Lieblingsrollen würden wir uns freuen!
Achim Riehn