Viele Neujahrskonzerte bestehen aus Abfolgen von Walzern und Polkas aus der Zeit des Wiener Walzers. Das ist schön, aber es muss ja nicht immer „the same procedure as every year“ sein. Hannovers Opernhaus machte es zum Glück anders. Hier gab es eine Abfolge hörenswerter Stücke aus der Oper und aus dem amerikanischen Broadway-Musical. Verbunden wurde alles durch die launige und spritzige Moderation des Kabarettisten Matthias Brodowy.
In der ersten Hälfte des Konzerts dominierten Klänge aus romantischen Opern. Ganz traditionell wurde es eingeleitet durch die Ouvertüre zur „Fledermaus“ von Johann Strauß, es folgten Ausschnitte aus Opern von Jules Massenet. Das Schlussterzett „Habt mir gelobt“ des Rosenkavaliers von Richard Strauss beschloss diesen überaus romantischen ersten Teil. Wunderbar klar und durchsichtig klang das Niedersächsische Staatsorchester unter der Leitung von Stephan Zilias, die Solisten Andromahi Raptis (Sopran), Kiandra Howarth (Sopran), Nina van Essen (Mezzosopran) und Luvuyo Mbundu (Bariton) berührten. Schöne, zu Herzen gehende Musik war das – ich hoffe auf Opern von Massenet und Strauß in den nächsten Spielzeiten! Zu den gesungenen Stücken gab es jeweils Übertitel, eine sehr gute Neuerung!
Der zweite Teil des Konzerts führte uns auf den Broadway und gefiel mir noch besser. Musical-Melodien machen einfach Spaß und gute Laune, wenn sie so gespielt und gesungen werden wie hier. Matthias Brodowy gab kurze, witzige Einführungen in den jeweiligen Hintergrund der Songs. Die vier Solisten zeigten, dass sie Musical genauso gut beherrschen wie Oper. Eingeleitet wurde der zweite Teil wunderbar spritzig durch die Ouvertüre zu Gershwins „Girl Crazy“, es folgten hinreißend gesungen und gespielt Songs von Stephen Sondheim, Jerome Kern und Richard Rogers. Auch hier würde ich mich freuen, eines dieser Musical mal an der Oper Hannover auf der Bühne zu sehen!
Lassen wir das unsägliche 2022 hinter uns und gehen gemeinsam in die Zukunft. Stehen wir zueinander, was auch kommen mag! Matthias Brodowy gab uns diesen guten Vorsatz mit für das neue Jahr. Mit der Zugabe „You‘ll never walk alone“ aus „Carousel“ von Richard Rogers ging das Konzert sehr emotional zu Ende. Stephan Zilias animierte uns zum Mitsingen, einige Taschentücher wurden im Publikum hervorgeholt. Es gab großen Beifall für alle aus dem ausverkauften Haus. Wer in das Opernhaus geht, der steht wirklich nicht allein! „Walk on, walk on with hope in your heart and you’ll never walk alone“.
Achim Riehn