Intendantentreffen am 13. März mit Schulen des TATORT-OPER-Jugendprogramms der GFO: Gespräche über die Oper und einen notwendigen Aggressionsabbau
(Fotos und Copyright: Dr. Stephan Schmidt)
Traditionell treffen sich im März auf der Probebühne 2 der Staatsoper um die 140 Schülerinnen und Schüler, die mit ihren zehn Schulen an dem von der GFO geförderten Jugendprogramm TATORT OPER teilnehmen und diskutieren mit Herrn Dr. Klügl über die im Rahmen dieses Programms gemeinsam besuchten fünf Aufführungen in der Staatsoper. Dabei debattierte in diesem Jahr nicht nur der Intendant selber mit den Schülern, sondern neben ihm auch noch der Ballettdirektor Herr Mannes sowie der Tänzer Niels Funke. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Stephan Schmidt, dem Leiter des Programms.
Um die Diskussionen aufzulockern und um den Inhalt sowie Inszenierungsdetails der gesehenen Werke wieder ins Gedächtnis zu rufen, gab es vor jedem Gespräch über die besuchten Vorstellungen eine szenische Darstellung zu dem betreffenden Werk durch Schüler einer der teilnehmenden Schulen. Dabei zog das GYMNASIUM GROSSBURGWEDEL unter Frau Bleich die anwesenden Schüler u.a. in eine Verkaufsveranstaltung, in der Dulcamara aus Donizettis Liebestrank dem überrumpelten Publikum verschiedene unnütze Dinge verkaufen wollte. Die LEIBNIZSCHULE (Herr Sargaster) erinnerte mit ihrem von Schülern vorgetragenen und vom Klavier aus begleiteten Song „Vor oder zurück“, der von Band Jeremias in dem Stück Club Figaro vorgetragen wird, an die Untersicherheiten, Ängste und Probleme von Jugendlichen, die in dem Werk der Jungen Oper thematisiert werden. Das Ballet Daphnis – Lost Love von Jörg Mannes wurde durch Tanz, dessen Bedeutung durch Worte unterstützt wurden, vom HANNAH ARENDT GYMNASIUMS BARSINGHAUSEN, deren Opern-AG von Herrn Kampkötter geleitet wird, in Erinnerung gerufen. Die Rivalitäten zwischen den Gangs in Bernsteins West Side Story wurden sehr anschaulich durch die GOETHESCHULE (Frau Fuhr) präsentiert. Abschließend beleuchteten Schüler der IGS RODERBRUCH in einer kurzen Gegenüberstellung einer Szene aus Strauss‘ Salome und einer fiktiven Schulstunde die Besonderheiten dieser Oper.
In den spannenden Diskussionen über die fünf Werke wurde u.a. darüber gesprochen, warum der Tanz der sieben Schleier in Salome auch von Männern getanzt wurde. Herr Klügl hob dabei hervor, dass Salome in Inszenierungen oft dämonisiert oder als femme fatale dargestellt werden würde. Mit diesem Bild wollte der Regisseur Ingo Kerkhof aufräumen, denn Salome sei die unglücklichste Figur in der Oper und zudem die authentischste Figur des Werkes. Gerade die erste Begegnung zwischen ihr und Jochanaan sei äußerst berückend.
In der Auseinandersetzung mit der West Side Story wurde u.a. erörtert, warum die Vergewaltigungsszene so realistisch dargestellt wurde, obwohl sie so explizit im Originaltext nicht vorgesehen sei. Herr Dr. Klügl verwies aber darauf, dass die Musik dieser Szene brutal sei und zudem in den 50er-Jahren (der Zeit der Uraufführung) nicht alles so drastisch gezeigt werden konnte, wie es gemeint war. Außerdem habe Theater auch eine kathartische Wirkung und diene durch das unmittelbare Erleben von Gewalt dem eigenen Aggressionsabbau, damit man Gewalt quasi nicht selbst (aus-)leben müsse.
Herr Mannes und Herr Funke machten in den Gesprächen über Daphnis – Lost Love und die Choreographie in der West Side Story deutlich, wie wichtig als Tänzer Vertrauen sei, denn eine falsche Bewegung könne unmittelbar zu Verletzungen führen – sowohl zu eigenen als auch beim Partner. Außerdem wurde hervorgehoben, dass man als Tänzer während einer Aufführung nicht mehr über einzelne Schritte nachdenke, sondern dass sie quasi im Körpergedächtnis verankert seien. Dennoch könne es aber auch zu einem Blackout kommen, der dann durch Improvisation überbrückt werden müsse. Zudem gestand Herr Funke den fragenden Schülern ganz freimütig, dass ihm Schokolade und die Routine gegen Lampenfieber helfe.
Die beliebteste Vorstellung der Schüler war in dieser Spielzeit – wie zu erwarten war – Bernsteins geniale West Side Story.
Lehrer, die mit ihrer Schule an dem nahezu kostenlosen Programm TATORT OPER der GFO teilnehmen wollen und sechs Vorstellungen in der Saison besuchen möchten, können sich mit dem Leiter des Programms, Herrn Dr. Schmidt, in Kontakt setzen: stephan.schmidt@gbg-seelze.eu.