Dieses intime Konzert „zum Anfassen“ hat richtig Spaß gemacht. Die Mitglieder des Internationalen Opernstudios der Staatsoper hatten zusammen mit Francesco Greco, dem künstlerischen Leiter des Opernstudios, ein Programm erarbeitet, um sich dem hannoverschen Publikum vorzustellen.
Der Ballhof war wohnlich eingerichtet, ein Flügel, drei Sessel, ein Tisch, sanftes Licht. Laura Berman, Intendantin der Oper begrüßte das Publikum, durch das Programm führten dann Francesco Greco und Dramaturgieassistentin Katharina Schellenberg.
Der Abend war abwechslungsreich und vielseitig gestaltet. Neben Arien hatten die Mitglieder des Studios auch andere Stücke vorbereitet, die das ganze Spektrum ihrer Stimmen zeigten. Francesco Greco begleitete jeweils am Flügel. Verbunden wurden die Auftritte jeweils durch kleine Gespräche, die Katharina Schellenberg und Francesco Greco mit der Sängerin und den Sängern führten.
Das Programm musste kurzfristig verkürzt werden, da den Bass Jakub Szmidt eine Erkältung erwischt hatte. Die Zeit verging dann wie im Flug. Wir hörten Gesang von Stimmen, die ihren Weg machen werden. Eigentlich müsste man auf jeden Titel eingehen, ich will mich aber auf einige Highlights beschränken.
Fabio Dorizzi ist neu im Opernstudio. Er begeisterte mich mit dem melancholischen Lied „Tristezza“ von Francesco Paolo Tosti. Hier kam sein klarer, lyrischer Tenor wunderbar zur Geltung. Ich kann mir diese Stimme schon sehr gut als Tamino in der Zauberflöte vorstellen. Fabio Dorizzi ist Schweizer und hat vor seiner Gesangskarriere schon in der Gastronomie und als Flugbegleiter gearbeitet. Er hat sich in Hannover schon gut eingelebt und liebt das viele Grün und den Maschsee.
Der Katalane Lluís Calvet i Pey ist in seiner zweiter Saison im Opernstudio. Er besitzt einen klare, ausdrucksstarke Baritonstimme, die auch zu höheren Tönen fähig ist. Dazu kommt noch eine große gestalterische Ausdrucksfähigkeit. Dies bewies er bravourös mit „Rivolgete a lui lo sguardo“ aus „Così fan tutte“ von Mozart.
Die Sopranistin Luisa Mordel aus Mexiko ist ebenfalls neu im Opernstudio. Der Wechsel nach Hannover war für sie eine große Umstellung, es ist ihr erster Europaaufenthalt. Auch die Arbeitskultur ist hier eine ganz andere als in Mexiko. Vor dem Beginn ihrer Opernkarriere hat sie Mariachis gesungen, sehr gut, wie sie uns im Interview mit einer hinreißenden Einlage bewies. Luisa Mordel besitzt eine schöne, lyrische Stimme und zeigt schon viel Potential in der Höhe und in der dramatischen Durchschlagskraft. Dies bewies sie eindrücklich mit „Depuis le jour“ aus „Louise“ von Charpentier.
Zeigten diese Soloauftritte alle Vorzüge der einzelnen Stimmen, so bewiesen die gemeinsamen Auftritte, wie gut das auch zusammen funktioniert. Luisa Mordel und Lluís Calvet i Pey begeisterten mit „En Mi Tierra Extremeña“ aus der spanischen Zarzuela „Luisa Fernanda“ von Frederico M. Torroba. Das hatte Schmelz! Warum werden in Deutschland Zarzuelas im Gegensatz zu Operetten kaum gespielt? Das würde ich gern mal auf der Bühne sehen! Zum Schluss standen die Drei für „Tran tran …. in guerra ed amor“ aus „L‘Elisir d‘amore“ von Donizetti gemeinsam auf der Bühne. Das hatte Witz, das machte Spaß, das war gut gesungen und gespielt.
Es ist schön, solche Sängerinnen und Sänger zu Beginn ihrer Karriere in so einem intimen Rahmen zu hören. Nach dem Konzert konnte man alle Beteiligten bei einem „Meet and Greet“ im Foyer treffen, mit ihnen plaudern, sie ausfragen. Gern mehr von solchen Veranstaltungen! Und dann bitte mit mehr Publikum! Den nächsten Abend dieser Art sollte man nicht verpassen!
Achim Riehn