Diesmal begann die neue Saison an der Staatsoper mit etwas Neuem, einem Fest für die ganze Stadt auf dem Opernplatz. Bei strahlendem Sommerwetter war der Platz am 31. August voll von Menschen. Mit einem atemberaubenden Musikstück wurde das Fest eröffnet. Sechsunddreißig Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger hatten sich über den Platz verteilt, bewegten sich zwischen den Menschen. Eine Stunde lang waren wir alle inmitten der Klangwolke der Komposition „Field of Vision“ des Komponisten Michael Gordon. Zarte und wuchtige Klänge mischten sich mit den Lauten der Stadt. An jedem Ort auf dem weiten Areal klang es anders, es war faszinierend, hin und her zu wandern und so in die Musik einzutauchen. Sehr viel Beifall gab es am Schluss für die Musikerinnen und Musiker.
Laura Berman und die Kulturdezernentin Eva Bender eröffneten dann das Fest. Laura Berman bekräftigte ihre Absicht: Die Oper soll für die Stadtgesellschaft geöffnet werden! Dann begann das vielseitige und interessante Programm auf dem Platz. Auf drei kleinen Bühnen wurde gespielt, es gab Mitmachaktionen. Musikalisch wurde Einiges geboten. Der Kinderchor der Oper sang hinreißend und berührend, Mitglieder des Ensembles sangen Highlights aus dem Opernrepertoire und wurden stürmisch bejubelt. Alle konnten hören, was für ein tolles Ensemble wir an unserer Oper haben! Bessere Werbung gibt es kaum!
Es gab die Andeutung, dass so ein Fest zur Eröffnung der Saison vielleicht wiederholt wird. Mich würde das freuen! Mit solchen Aktionen nimmt man auch Menschen die Scheu vor der Oper, die vielleicht damit ein bißchen fremdeln.Am nächsten Tag ging es dann weiter. Am frühen Abend begann das ausverkaufte Eröffnungskonzert in der Oper.
Über drei Stunden wurde uns ein spannendes Programm geboten. Neben wunderschönen Ausschnitten aus den Repertoirestücken „Rusalka“ und „Rigoletto“ hörten wir Appetithappen aus einigen der neuen Produktionen der neuen Spielzeit. Fast das ganze Ensemble hatte so die Möglichkeit, sich in seiner ganzen Klasse zu zeigen. Atemberaubend waren die beiden Ausschnitte aus „Satyagraha“ von Philip Glass. Das ist soghafte Musik, die das Publikum hineinzieht in einen unablässig rotierenden, musikalischen Strom. „Indian Opinion“ versetzte uns mit seinem komplexen Ensemblegesang in Hypnose, in „Protest“ konnte der Chor auch seine dramatische Wucht zeigen. Ein Ausschnitt aus „Greek Passion“ mit Barno Ismatullaeva und Marco Lee führte uns abwechslungsreiche und farbige Musik vor. „Der Bajazzo“ und „Der Rosenkavalier“ sind bekanntere Stücke, die in dieser Spielzeit Premiere haben. Die musikalischen Kostproben machten Lust auf mehr. Ganz großartig zum Beispiel das Schlussterzett aus dem Rosenkavalier mit Kiandra Howarth, Meredith Wohlgemuth und Beatriz Miranda. Auch ein Musical steht neu auf dem Spielplan. Mit „Chicago“ werden wir hineinkatapultiert in die Zwanziger des letzten Jahrhunderts, in die Welt der Jazzclubs. Jeannine Michèle Wacker bezauberte uns mit ihrer ausdrucksstarken Stimme. Als Zugabe gab es ein von allen gemeinsam gesungenes „Nessun dorma“. Mit Bravos und Standing Ovations ging der Abend zuende – und voller Vorfreude auf die neuen Spielzeit!
Achim Riehn