Saisonvorstellung 2025/26 am 8. Mai 2025: vor Vorfreude glühend

Wie immer war die Pressekonferenz zur neuen Saison sehr interessant. Den Spielplan kann man sich gut auf der Seite der Staatsoper anschauen, ich will hier auf einige Punkte eingehen, die darüber hinaus in der Pressekonferenz genannt worden sind. Dabei beschränke ich mich auf die „großen“ Premieren und die Konzerte.

Das neue Leitungsteam der Staatsoper Hannover ab der Spielzeit 2025/25. Foto (c): Achim Riehn

Bodo Busse machte diese Einführung in die neue Spielzeit zusammen mit einem Teil seines Teams. Mit ihm auf den Sesseln im Foyer im ersten Stock des Opernhauses saßen Dr. Ann-Christine Mecke (Chefdramaturgin), Stephan Zilias (GMD), Arno Lücker (Dramaturg), Goyo Montero (Ballettdirektor) und Matthias Brandt (Leitung XChange).
„Oh Lust des Beginnens“, mit diesem Brecht-Zitat begrüßte uns der neue Intendant  Bodo Busse. Sehr launig war dieser Einstieg, dann ging es ernsthafter und konzentriert weiter. Zuerst bedankte er sich bei Laura Berman für die „phantastische Leistung“ während ihrer Intendanz. Sie hat ihm zudem alle Türen geöffnet. Mit Optimismus und einem offenen Herzen geht er an die neue Aufgabe, große Freude und große Lust am Beginnen erfüllen ihn. Die Oper Hannover ist ein großes Repertoirehaus, das hat ihn von Anfang an gereizt. „Oper ist nicht nur eine Kunstform“, wichtig ist das Öffnen neuer Türen. Er und sein Team möchten die Zukunft der Staatsoper weiterdenken. „Die ersten Keime sollen in dieser Spielzeit gesetzt werden.“ Für Bodo Busse ist die Oper ein Resonanzraum für die Gesellschaft. Sie muss zum Diskurs einladen und Diskurs ermöglichen und dazu möchten er und sein Team auch neue Dinge ausprobieren. Mit dem „offenen Foyer“  soll das Opernfoyer an den Samstagvormittagen geöffnet werden: Kaffee, Kuchen, musikalische Überraschungen. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel ist weiter für ihn wichtig. Etwas von diesem Aufbruch soll auch das Spielzeitheft ausstrahlen: klare Linien, farbig, poetisch, lustvoll, witzig, dazu ein neues Corporate Design.
Gestartet wird die Saison mit „Lohengrin“ von Richard Wagner. Wagner ist für Bodo Busse der „Neuanfang des Musiktheaters“, das passt genau zu einem Neubeginn. Dies ist eine Zusammenarbeit mit der Oper Lyon, weitere Kooperationen mit diesem Opernhaus sind geplant. Dies wird eine große, aufwändige Produktion werden. Das Thema ist sehr aktuell: Recht und Machtstreben sind im Streit miteinander.
Die Inszenierung von „Don Giovanni“ von Mozart wird sich mit Bildern aus Don Giovannis Leben auseinandersetzen. Mit „Anything Goes“ von Cole Porter wird es auch wieder ein großes, klassisches Musical geben. Das Stück spielt auf einem Ozeandampfer, die Frage „Geht Amerika unter?“ bewegt ja viele von uns gerade.
„Turandot“ von Puccini ist eine Übernahme aus Saarbrücken, eine sehr phantastische Inszenierung. Gespielt wird sie mit dem hinzukomponierten Schluss von Berio, der die Musiksprache ins Moderne ausweitet.
Mit dem Komponisten Pascal Dusapin wird es eine dreijährige Zusammenarbeit geben. Seine Oper „Penthesilea“ wird in deutscher Erstaufführung in Hannover auf die Bühne kommen. Eine sehr konzentrierte, dichte Musik trifft auf ein spektakuläres Bühnenbild.
Die Oper „Homo Oeconomicus“ von Andrea Tarrodi wird im Ballhof ihre Uraufführung erleben. Es ist eine moderne Tonsprache, die populäre Elemente nicht auslässt. „Ich bin sehr verliebt in den Ballhof“, so Bodo Busse.
Bodo Busse ist es wichtig, die klassische Moderne mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Den Auftakt macht „Die tote Stadt“ von Korngold. Wie weit dürfen wir mit Trauer und Erinnerungen gehen? Können wir Menschen durch künstliche Intelligenz gleichsam wieder zum Leben erwecken? Um diese Themen und um die Vermischung von Realität und Fiktion geht es in dieser Inszenierung.
Der „Troubadour“ von Verdi enthält unglaublich viel Wahrheit, so Dr. Mecke. Es geht um aktuelle Themen wie die Verfolgung von Minderheiten, es geht um die Auswirkung von posttraumatischen Belastungsstörungen.
Spannend für das junge Publikum scheint die „Küchenoper“ „Wurst“ von Sebastian Schwab zu werden. Eine gefräßige Wurst lebt im Kühlschrank und frisst alles leer – wie können die Kinder sie besiegen? Das ist lustiges Kindertheater, dazu voll von britischem Humor. „Kirsas Musik“ von Thierry Tidrow kommt ohne Orchester aus, drei Personen singen praktisch a capella. Diese mobile Produktion wird an verschiedenen Orten für Kinder aufgeführt werden.
Eine enge Zusammenarbeit mit der hiesigen Musikhochschule wird offenbar das Internationale Opernstudio fortführen. Eine Musiktheaterakademie soll aufgebaut werden.
Ballettdirektor Goyo Montero freut sich sehr auf seine neue Aufgabe. Er will die großartige Compagnie noch weiter nach vorne bringen, mit großem Respekt vor seinen Vorgängern. „Wir wollen eine Compagnie für Hannover sein.“ Er stellte dann die drei neuen Ballettproduktionen vor. Beginnen wird er mit „Goldberg“ nach Musik von Bach, denn „Bach ist Anfang und Ende“. Passender für einen Beginn könnte es kaum sein. Das Ballett wird so etwas wie ein Portrait jedes einzelnen Ensemblemitglieds zeigen.
Mit „Schwanensee. Rotbarts Geschichte“ zur Schwanensee-Musik von Tschaikowski wird es ein großes Orchesterballett geben, ein „Geschenk für Hannover“. „Gastchoreografen sind wie Leuchttürme in der heutigen Zeit“, der Ballettabend „Verwandlung“ wird von renommierten Gästen gestaltet. Die beiden Ballette des Abends handeln von Transformation und Verwandlung.
In der Saison wird das Ballett in Madrid gastieren, die dortige Compagnie wird dann während der Ostertanztage in Hannover zu Gast sein.
Generalmusikdirektor Stephan Zilias ging dann näher auf einige Konzerte ein. Es ist ein Privileg für ihn, dass er diese Saison quasi als Bindeglied zwischen alter und neuer Intendanz dienen kann. Im ersten Sinfoniekonzert gibt es etwas Besonderes: ein Konzert für Orgel und Orchester von Pascal Dusapin. Im sechsten Sinfoniekonzert können wir uns auf die 6. Sinfonie von Mahler freuen. Zwei Gäste werden dabei sein, die einen besonderen Bezug zu Hannover haben: Antje Weithaas, Siegerin des ersten Violinwettbewerbs in Hannover, wird im achten Konzert das Violinkonzert von Alban Berg spielen. Camilla Nylund hat ihre Karriere im Ensemble der Staatsoper Hannover begonnen, wir können sie in den „Vier letzten Liedern“ von Strauß erleben.
Matthias Brandt, Leitung der Abteilung Xchange – Opern-, Tanz- und Musikvermittlung, erläuterte, dass das Team die Fokussierung fortsetzen wird, die in dieser Saison etabliert worden ist.
Das wird wieder eine abwechslungsreiche, spannende Saison werden. Das Team macht einen vor Vorfreude glühenden Eindruck. Ich freue mich sehr!
Text: Achim Riehn
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