Vorstellung der neuen Saison am 11. Mai 2025: Oh Lust des Beginnens!

Volles Haus! Der Andrang war so groß, dass auch noch Karten für den zweiten Rang verkauft wurden. Alle sind gespannt, was die neue Intendanz auf die Bühne bringen wird und wie sich die Menschen im Team so geben. Um es vorweg zu nehmen: kommunikativ, kenntnisreich und voller Vorfreude.

Vorfreude auf die neue Spielzeit: das künftige Leitungsteam der Staatsoper Hannover – Foto (c) Achim Riehn

Der neue Intendant Bodo Busse leitete mit einem Brechtzitat ein: „Oh Lust des Beginnens“. Das traf die Stimmung ganz genau. Zu dem Geschehen auf der Bühne gab es farbenfrohe Standbilder aus dem Spielzeitheft. Es gibt ein neues Design, farbig, voller Schwung. „Die Oper kann emotionale Räume, kann Phantasieräume öffnen“, so Bodo Busse. Untermalt wurde das alles durch Beiträge von Mitgliedern des Ensembles, begleitet von Franceso Greco am Klavier. Umrahmt wurde das noch von zwei furiosen Schlagzeugduetten von zwei Schlagzeugern des Staatsorchesters, ganz großartig.
Ketevan Chuntishvili sang dann mit warmen, leuchtenden Sopran eine Arie der Zerlina aus „Don Giovanni“ von Mozart. Diese Oper ist für Bodo Busse ein zentrales Werk des Repertoires, deshalb hat er es für seine Eröffnungssaison ausgewählt.
In kleinen kurzweiligen Gesprächen gingen Bode Busse, Chefdramaturgin Dr. Ann-Christine Mecke, Ballettdirektor Goyo Montero, Generalmusikdirektor Stephan Zilias und die kaufmännische Geschäftsführerin Doris Beckmann auf die neue Saison ein.
Auch Doris Beckmann ist voller Vorfreude. Es wird zwei neue Abo-Reihen geben, eine zur Kammermusik und eine speziell für das Ballett.
Dr. Ann-Christine Mecke und Goyo Montero stellten dann die drei Premieren der Saison im Ballett vor. Das Ensemble setzt sich aus Mitgliedern aus Hannover, Nürnberg und neuen Tänzerinnen und Tänzern zusammen. Es hat 3000 Bewerbungen für die Compagnie gegeben! Also ich hätte da nicht auswählen wollen. Die erste Premiere wird „Goldberg“ sein, dieses Ballett bringt Goyo Montero aus Nürnberg mit. Es gibt allen Solistinnen und Solisten die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Auf der Videowand wurden Ausschnitte daraus gezeigt, das ist ein sehr eleganter, athletischer Tanzstil, eine bezwingende Mischung aus klassischem und modernem Tanz. Die zweite Premiere ist dann ein „Schwanensee“, das ist für Goyo Montero ein „Geschenk für Hannover“. An diesen Ballettklassiker geht er mit Ehrfurcht und fast so etwas wie Furcht heran. Das wird „ein Fest für das Auge“, meinte Dr. Ann-Christine Mecke. Die dritte Premiere wird von vier sehr renommierten Gastchoreografen gestaltet. „Hier kann die Compagnie Körper und Seele zeigen“, so Goyo Montero.
Bodo Busse, Stephan Zilias und Dr. Ann-Christine Mecke unterhielten sich dann über das Konzertprogramm. „Es ist super, einen solch tollen Generalmusikdirektor an der Seite zu haben.“ Recht hat Bodo Busse! Auf dem Programm stehen u.a. Bruckners 3. Sinfonie, Mahlers 6. Sinfonie und die „Vier letzten Lieder“ von Strauß. Sie werden von Camilla Nylund gesungen, die ihre Karriere an der Staatsoper Hannover begonnen hat. Alle Kammermusikkonzerte werden jeweils Werke von Komponistinnen im Programm haben. Das Niedersächsische Staatsorchester wird gemeinsam mit dem Niedersächsischen Jugendsinfonieorchester einen „Ring ohne Worte“ in einem Kinderkonzert anbieten. Echte Drachenmusik!
Auch das XChange-Team stellte seine Angebote auf dem Gebiet der Musikvermittlung vor. Da es keine Pause gab, boten sie uns die Gelegenheit, uns aufzulockern und uns einzubringen. Wir studierten einen kleinen Kanon ein. Das ganze Publikum machte mit offensichtlicher Freude mit, und das Singen klappte sehr gut. Der Text „Ha ha ha“ war aber auch einfach.
Schließlich gab es noch Einblicke in musikalische Werke, die neu auf dem Spielplan stehen. Wagners „Lohengrin“ ist seit 40 Jahren nicht mehr im Opernhaus gelaufen. Diese Kooperation mit der Oper Lyon wird in einer surreal-märchenhaften Inszenierung auf die Bühne kommen, die Realität und Phantasie mischt. Der Chor freut sich schon auf seine tolle Partie. Victorija Kaminskaite wird als Gast die Elsa singen, heute konnten wir ihren kraftvollen Sopran mit seiner leuchtenden Höhe in einer Arie aus dieser Oper bewundern.
„Die tote Stadt“ von Korngold ist offenbar noch nie in Hannover gespielt worden (wer einen Gegenbeweis hat, bitte bei der Oper melden!). Das neue Ensemblemitglied Max Dollinger sang mit samtiger, lyrischer Baritonstimme die Arie „Mein Sehnen, mein Wähnen“. Hier muss ein Sänger sowohl hohe als auch tiefe Töne im Repertoire haben, das gelang sehr gut.
Von dem zeitgenössischen Komponisten Pascal Dusapin wird die Oper „Penthesilea“ auf dem Spielplan stehen. Wohl vielen im Publikum ist die Musik dieses Komponisten neu, Bodo Busse ließ daher den Beginn dieser Oper als Audio vorspielen. Das ist hypnotische, düster-bedrohliche Musik, die sofort in die Seele ging, die hochemotional ist. Also keine Angst vor dieser neuen Musik, das wird spannend.
Auch der „Troubadour“ von Verdi wird auf dem Spielplan stehen. Zwei neue Ensemblemitglieder zeigten mit Arien daraus ihr Können. Grga Peroš sang eine Arie des Grafen Luna, klangschön und ausdrucksvoll, mit durchsetzungsfähiger Baritonstimme. Valda Wilson präsentierte uns eine Leonora, die sich gegen Graf Luna mit Sicherheit zu behaupten weiß, mit Selbstbewusstsein, mit leuchtenden, fast dramatischen Sopran.
Das alles weckt Vorfreude auf die neue Spielzeit! Bodo Busse hat einen Humor, der manchmal fast verschmitzt durchbricht. Nach einem im ernsthaften Ton mit Nachdruck gesagten „Hänsel und Gretel wird es nicht mehr geben!“ wartete er das entsetzte Aufstöhnen des Publikums ab, um dann mit einem Grinsen im Gesicht und der Stimme ein „Das war natürlich ein Scherz!“ in den Saal zu werfen. Das hätte er hier als Erstes gelernt, dieses Stück ist aus gutem Grund unantastbar. Allerdings wird eine Ungenauigkeit behoben. Einmal fliegt die Hexe aus dem Schornstein fort und kommt im nächsten Bild aus der Tür heraus. Wie ist sie zurückgekommen? Dafür wird eine Lösung gefunden werden!
Die Karten für diese kurzweilige und informative Veranstaltung kosteten fünf Euro. Dafür gab es im Anschluss Getränke. Man konnte mit Mitgliedern des Ensembles und der Staatsoper plaudern, die sich überall unter das Publikum gemischt hatten. Eine ganz wunderbare Idee! Schon konnten wir alle erste Kontakte knüpfen. So kann die neue Saison anfangen!
Text: Achim Riehn
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.