Kritik zu „La Juive“ vom 24. September 2019
Linda, Gymnasium Burgdorf, Jahrgang 12
„La Juive“: eine Oper über das Missachten, das Missverstehen zwischen zwei Religionen. Als unsere Gruppe aus der Vorstellung von „La Juive“ kam, waren wir uns alle einig, dass dies die beeindruckendste Oper bisher war.
Ich war vor allem sehr mitgenommen vom Ende des dritten Aktes, in dem Rachel und ihr Vater Éléazar vor den Augen der feierlichen Gesellschaft festgenommen und gedemütigt wurden, indem man ihnen den Judenstern auf ihre Hemden zeichnete oder sie mit Nahrungsmittel bewarf.
Erst beim späteren Reflektieren ist mir klargeworden wie extrem diese Konflikte zwischen zwei Religionen leider noch heute sind, auch wenn es vielleicht nicht immer so an die Öffentlichkeit gelangt. Es wird auf Leuten herumgehackt, weil sie anders sind als die Masse. Wobei man hier natürlich darüber diskutieren kann, inwieweit Menschen überhaupt anders sein können, weil es in meinen Augen keinen Menschen gibt, den ich als menschliches Ideal oder als „normal“ bezeichnen würde.
Was ich persönlich bei der Inszenierung nicht richtig verstanden habe, ist die Rolle der Menschen in Mäusekostümen, die die Festumzüge begleitet haben.
Im Gegensatz dazu fand ich die Message der Geschichte über Rachel und Éléazar für unsere heutige Gesellschaft sehr gut, auch wenn ich befürchte, dass man die Diskriminierung verschiedener Gruppen und auch den Machtmissbrauch mancher Menschen nicht von heute auf morgen ändern kann.
Abschließend kann ich sagen, dass ich die Oper „La Juive“, auch wegen des Bühnenbildes, der fantastischen Sänger, der Kostüme und natürlich der Inszenierung extrem beeindruckend fand. Sie regte mich sehr zum Nachdenken an, weil ich mich von Anfang an von der Story komplett abgeholt fühlte.
Für jüngere Schüler jedoch, würde ich diese Oper nicht empfehlen, weil das Hintergrundwissen fehlen könnte und sie dann die ganze Storyline nicht richtig nachvollziehen können.