Die Sonne strahlte über den Opernplatz an diesem frühen Abend und von allen Seiten strömten Mitglieder der GFO herbei. So viel Lächeln und Freude auf den Gesichtern! Endlich wieder (vorsichtiges) Zusammensein, endlich wieder Opernluft. Alle freuten sich auf diese exklusive Kostprobe für Mitglieder der GFO.
Die „Kostproben“ sind ein faszinierendes Angebot. Man kann einer Probe für ein neues Stück zuschauen, mit allen Unwägbarkeiten, Unterbrechungen und Pannen. Man sieht Bilder einer Inszenierung, die sonst nur die Beteiligten kennen. So eine Probe dauert in der Regel neunzig Minuten, es ist also nur ein Ausschnitt zu sehen. Das macht es umso spannender, über das Konzept der Inszenierung zu spekulieren. Was kann man aus dem Gezeigten ableiten, was bedeuten Details auf der Bühne, wie wird sich das mit dem Stück zu einer Einheit zusammenfügen? Dieses Rätselraten macht einen großen Anteil des Reizes so einer Probe aus. Offenbar hat sich das herumgesprochen. Wegen des großen Andrangs hatte die Staatsoper kurzfristig das Platzkontingent erhöht.
Der Pandemie geschuldet gab es diesmal keine freie Platzwahl, es gab feste Plätze in den Rängen. Jede zweite Reihe blieb frei, auch zwischen den besetzten Plätzen war genügend Abstand. Chefdramaturgin Regine Palmai ging durch die Reihen und begrüßte alle. Pünktlich begann die Probe, Dramaturg Martin Mutschler sprach an uns einige einleitende Worte. Überall war zu bemerken, wie sehr sich alle freuten, dass wieder Oper stattfinden kann.
Dirigent Michele Spotti probte dann Ausschnitte aus dem zweiten Akt. Immer wieder wurden Abschnitte wiederholt, Abläufe und Bewegungen auf der Bühne präzisiert. Regisseur Martin G. Berger stand oft mit auf der Bühne und besprach Details. Alle hatten aber offenbar viel Spaß, es wurde viel gewitzelt. Von den Gesangsleistungen bekam ich erste Eindrücke, das wird gut! Wir können Mozart auf hohem Niveau erwarten.
Von der Inszenierung will ich nicht zu viel verraten. Außerdem könnte ich über das Gesamtkonzept nur spekulieren. Aber einige Assoziationen kann ich wiedergeben. Die Probe begann mit den beiden Paaren der Oper in einer Art nächtlichem Gespensterwald aus fragilen Streben, ganz in blaues Licht getaucht. Diese Streben verwandelten sich dann später in Vorhänge aus gleißendem Licht, in Farbschleier wie aus Nordlichtern. Die Bilder erinnerten mich an Traumlandschaften, ich musste an Shakespeares Sommernachtstraum denken. Dezente Videoprojektionen verbanden diese Seelenlandschaft der Protagonisten offenbar mit deren Kindheit. Mitten in der Probe fuhr dann aus dem Unterboden ein großes Requisit empor, aber dazu verrate ich nichts! Das muss man alles selbst sehen. Ich bin jetzt sehr gespannt auf diese Inszenierung!
Meine Empfehlung an alle: Nichts wie hin in eine Kostprobe! Das macht einfach Spaß!
Interessiert an weiteren exklusiven Einblicken? Werden Sie Mitglied in der GFO und erleben Sie mehr!
Achim Riehn