Sonne und milde Temperaturen, ein schöneres Wetter hätte sich die Oper für ihren Saisonauftakt nicht wünschen können. Die Oper kam heraus aus ihrem Haus, auf den Opernplatz. Pünktlich um 15 Uhr begrüßte ein Posaunenquartett vom Balkon aus mit dem „Prince of Denmark’s march“ von Jeremiah Clarke die Menschen. Zu den schon Wartenden gesellten sich Männer und Frauen, die ihren Einkaufsbummel unterbrachen. Kinder kamen hinzu, viele junge Menschen, ein buntes und interessiertes Publikum.
Fotos und Copyright: Achim Riehn
Vor dem Portal des Opernhauses startete dann das Programm. Nikki Treurniet, Peter O‘Reilly und Marcus Suihkonen aus dem Ensemble sangen klangschön und mit Freude Opernarien, einfühlsam begleitet von Carlos Vázquez am Keyboard. Rossini, Lalo, Puccini, ein Terzett aus der Zauberflöte – romantische Musik erfüllte den Platz und lockte immer mehr Menschen an. Für so etwas unterbricht man doch gern seinen Einkaufsbummel in der City. Es ist beeindruckend, wie eine Stimme ohne Verstärkung den ganzen Opernplatz füllen kann. Michèle S. Seydoux und Davide Sioni aus dem Ballettensemble zeigten dann in einem kleinen Tanzstück ihre Kunst. Die Darbietung war so faszinierend, dass das Publikum mit angehaltenem Atem zuschaute. Wie bei den Gesangssolisten gab es dann verdient begeisterten Beifall.
Nach diesem Auftakt schickte uns Dramaturg Martin Mutschler auf eine kleine Reise. Das weitere Programm wanderte einmal um das Opernhaus herum. Wie bei den Bildern einer Ausstellung konnte man von Station zu Station mitgehen und an den Stationen ganz unterschiedliche Musik hören. Hier gab es jeweils Kammermusik zu hören, in kleinen Besetzungen: ein Horn-Trio, ein Solo-Kontrabass, ein Streichertrio, Klarinette und Cello, ein Posaunenquartett, Kontrabass und Cello. Abwechslungsreiche und schwungvolle Musik – verlockender ließ sich dies kaum gestalten. In einer dichten Traube wanderte das Publikum mit, hörte aufmerksam und mitgerissen zu, belohnte die musikalischen Darbietungen mit großem Beifall. Zum Running Gag entwickelte sich die weiterschiebende Geste der Musikerinnen und Musiker, mit denen wir zur nächsten Station geschickt wurden. Die Musik mischte sich mit der Musik der Stadt, mit Stimmen, Straßenlärm. Irgendwie erschien diese Mischung an diesem Tag wunderbar stimmig.
Einmal um das Opernhaus herum über sieben Stationen, wir waren wieder vor dem Portal angekommen. Vom Portal aus begrüßte uns das Horntrio mit einer Fuge von Bach. Die drei Gesangssolisten beschlossen mit mitreißendem Charme diese Musikrunde. Dramaturg Martin Mutschler machte eine kleine Überleitungsmoderation, dann begann die Reise erneut.
So weckt man Interesse an Musik, so begeistert man Menschen für Musik und für die Staatsoper Hannover! Dieser Auftakt war eine wunderbare Idee. Die Menschen freuten sich an der Musik, sie nahmen die gelöste Stimmung mit. Alles machte einen spontanen und frischen Eindruck. Die Oper kam heraus aus ihrem Tempel und ging ganz offen auf die Menschen der Stadt zu. So muss man es machen!
Achim Riehn