Orchesterprobe am 13.02.2024 – die Hexe und das plärrende Kind

Diesmal stand wieder ein spannender Probenbesuch auf dem Programm, eine Orchesterprobe zum 4. Sinfoniekonzert „Episoden“ am 18./19. Februar. Auf dem Programm steht u.a. die sinfonische Dichtung „Die Mittagshexe“ von Dvorak, diese Musik wurde bei unserem Besuch geprobt.

GFOler:innen auf dem Hof | Foto und Copyright: Achim Riehn

Das Interesse war groß, schon auf dem Hof vor dem Eingang traf ich die ersten Besucher:innen und im Probenraum reichte der Platz für uns gleich neben der Tuba kaum aus.

Nach und nach kamen die Musikerinnen und Musiker herein, leger gekleidet, miteinander plaudernd. Stephan Zilias erschien im T-Shirt, auf die Sekunde pünktlich begann die außerordentlich interessante Probe.

Der Probenraum | Foto und Copyright: Achim Riehn

„Die Mittagshexe“ stammt aus der Endphase von Dvoraks Schaffen. Es ist die Vertonung eines düsteren und grotesken Märchens. Ein Kind plärrt und treibt seine Mutter fast in den Wahnsinn. Sie droht ihm mit der Mittagshexe, die es holen werde, wenn es nicht still ist. Es ist nicht still, die Mittagshexe erscheint, es endet wie im Erlkönig mit dem toten Kind.

 

Nach einem schon sehr gut klingenden Durchlauf wurde das Stück Stelle für Stelle geprobt. Immer wieder gab Stephan Zilias dem Orchester Erläuterungen dazu, was in der Musik gerade geschieht. Die Auswirkungen des Märchens auf die Musik zu erklären, das war Stephan Zilias wichtig. Man hört zu Beginn im Orchester das plärrende Kind in den Oboen und die Mutter, die versucht, in einer Art von Wiegenlied das Kind zu beruhigen. Man hört, wie die Mutter immer ungehaltener wird und dem Kind mit der Hexe droht. Stephan Zilias sagte es drastisch: „Es ist ein ganz entspannter Sonntag – bloß, dass das Kind Zahnschmerzen hat“. Die Charakteristik der Musik von Mutter und Kind wurde so in ihrem Wesen deutlich herausgearbeitet, ebenso die zunehmende Eskalation. Seine Spielanweisung dabei war „Denken Sie beim Spielen an das nervigste Kind, das sie kennen!“. So etwas helfe, die richtigen Akzente zu setzen.

GFOler:innen im Probenraum | Foto und Coipyright: Achim Riehn

Ein drastischer Stimmungswechsel ins Unheimliche setzte beim Erscheinen der Hexe ein, abgrundtiefe Töne über mysteriösen Streichertönen. Leise und hypnotisch erklang mit einem langen Ton die Baßklarinette. Stephan Zilias zeigte in die Holzbläsergruppe: „Da sitzt die Hexe!“. Stephan Zilias spielte zur Musik fast Mutter und Hexe im Dialog, das war total faszinierend. Der Sinn der Musik wurde ganz klar. „Wie, als würden sie als Skelett tanzen!“ zu den Holzbläsern, „So grotesk wie möglich!“ an einer rhythmisch hochkomplexen Stelle, „Jenufa von Janacek ist hier nicht weit““. Herrlich!!

Diese Probe war wirklich etwas ganz Besonderes, gern wieder! Nach 60 Minuten war die Streicherprobe beendet, nach einer Pause  ging es dann mit der Cellophantasie von Weinberg weiter, leider ohne uns. Danke an das Orchester und Stephan Zilias für diese Gelegenheit!

 

Achim Riehn

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