TATORT OPER – ein Rückblick auf vier Vorstellungen
Schüler/in des Geschwister-Scholl-Gymnasiums
LA JUIVE fand ich nicht schlecht. Tendenziell würde ich solch eine eher
aufwändigere Inszenierung immer der minimalistisch-reduzierten vorziehen, die doch,
natürlich abhängig vom Werk, riskiert, für den jungen Zuhörer ab einem gewissen Punkt
nur noch anstrengend zu sein. Vereinzelt humorvolle Elemente, Selbstironie oder
Übertreibung sorgen immer für eine angenehme Abwechslung, auch die Kinderrollen
haben zur Auflockerung des Abends beigetragen. An die Musik kann ich mich neun
Monate nach dem Besuch nicht mehr erinnern, was vielleicht der Zeit geschuldet, aber
doch eher kein gutes Zeichen ist. Was mir noch in Erinnerung bleibt, ist jedoch die
ziemlich lange Dauer des Stücks. Grundsätzlich kein Anlass für Kritik, aber vielleicht
mag es auch Schüler (wie mich) geben, die gerne länger als sechs Stunden schlafen und
sich freuen, wenn der Besuch einer Oper damit nicht unvereinbar ist.
Von allen Opernbesuchen hat mir TOSCA am besten gefallen.
Zum einen war die Handlungsdichte sehr hoch, ich habe mich in keiner Sekunde
gelangweilt (endlose belanglose Arien, die bestimmt in irgendeiner Form wertvoll sind, die
Handlung aber nicht im Geringsten vorantreiben, finde ich nicht so super). Zum anderen
hat mir gerade die Musik bei TOSCA außerordentlich gut gefallen, beispielsweise die
Stelle, an der Scarpia Toscas Schicksal besingt. Diese Oper würde ich wieder
besuchen, allein um die Atmosphäre, die in Worte zu fassen mir hier nicht gelingt, noch
einmal zu erleben. Was die streitbare Auslegung und den aktuellen Bezug zur
Missbrauchsthematik betrifft, kann ich aus meiner Perspektive nur sagen, dass mir
diskutierbare und lebendige Oper wichtiger erscheint als eine, die man nicht verändern
darf und nicht angreifen kann.
Auf ganz andere Art, aber ähnlich gut gefallen hat mir das MÄRCHEN IM GRANDHOTEL.
Erst einmal finde ich es sehr gut, dass uns die Möglichkeit gegeben wurde, so
unterschiedliche Aufführungen zu besuchen. Bei der Operette konnte ich zum ersten
mal die Handlung verstehen, ohne sie mir vorher im Programmheft durchzulesen.
Mit einer ebenfalls spannenden Handlung und vielen humorvollen Elementen war dieser
Opernbesuch sehr kurzweilig, hat mich eher an ein Musical erinnert als an typische Oper.
NIJINSKI ist das erste Ballett, das ich in meinem Leben gesehen habe. Etwas überrascht
war ich daher schon, was Choreographie und Inszenierung betraf, weil sie weiter von
meiner stereotypen Vorstellung eines „Balletts“ kaum entfernt sein konnten. Was nicht
bedeutet, dass mir dieser Abend nicht gefallen hätte. Allein die Musik wäre auch ohne
Ballett einen Besuch wert gewesen. Das Können der Tänzer hat mich stark beeindruckt,
auch wenn ich vor der Pause meine Mühe hatte, etwas von den Bewegungen zu
verstehen und mir da erst einmal schnell das Programmheft durchlesen musste. Die
Aufführungsdauer von ca. einer Stunde war zwar sehr schülerfreundlich, tatsächlich hätte
ich es an diesem Abend allerdings nicht bedauert, wenn sie noch länger gewesen wäre.