Die Vorstellung am 22. Juni 2022 um 19:30 im Opernhaus Hannover war sehr beeindruckend. Am Anfang war ich etwas verwundert wegen des Bühnenbildes, weil es nur wie eine große zweite Bühne aussah. Als es sich aber bewegt hat, war es ein gutes Mittel, um viele Szenen räumlich darzustellen. Sehr beeindruckend war ebenfalls, als vier verschiedene Szenen gleichzeitig dargestellt wurden. Es führte nicht zu Verwirrung, sondern war sehr übersichtlich wegen der Drehbühne.
Die Hintergrundbilder haben alle Handlungen intensiviert und haben die gewaltvollen Momente noch extremer wirken lassen. Ebenfalls unterstützten die verschiedenen Farben im Hintergrund oder direkt auf der Bühne das Geschehen. Zuerst wirkte allerdings alles etwas steril, weil die Drehbühne hellgrau war und kein großer Kontrast hergestellt wurde, aber das änderte sich nach der Pause. Als den verschiedenen Charakteren jeweils eine intensive Farbe zugeteilt wurde (zum Beispiel trug Sweeney Todd die Farbe Rot und Mrs Lovett die Farbe Blau), wurde es sehr ausdrucksstark.
Die Musik war insgesamt sehr schön und beeindruckend. Ich saß in der ersten Reihe und hatte das Glück, direkt in den Orchestergraben schauen zu können. Das Orchester spielte eine gewichtige Rolle beim Ausdrücken und Untermalen der auf der Bühne dargestellten Emotionen und Situationen. Allgemein habe ich bei der Musik Gänsehaut bekommen. Als der Chor zusammenkam, im ersten und letzten Song, hatten sie einen unglaublich schönen Klang.
Die Tafel mit der deutschen Übersetzung der auf Englisch gesungenen Songs war sehr hilfreich für das Textverständnis, denn gerade wenn man nahe beim Orchester sitzt, ist nicht immer jedes Wort zu verstehen.
Einer meiner Lieblingsmomente war, als bei dem Song „Epiphany“ das Licht im Publikum anging. Am Anfang waren alle etwas verwundert, aber als der Song begann, schuf er auf einmal eine persönliche Verbindung mit dem Zuschauer. Man schaute nicht mehr nur bei einem Stück zu, sondern wurde persönlich angesprochen und befand sich mit in der Geschichte. Als die Sängerinnen und Sänger dann noch in das Publikum auf bestimmte Menschen zeigten, bekam man ein unwohles und auch bedrohliches Gefühl. Bei den vorherigen Handlungen war es nicht so. Es ging vorher viel mehr um die Charaktere und deren Beziehungen selbst, und es war zwar an vielen Stellen sehr verstörend, aber man hat sich etwas distanzierter gefühlt, weil man nur zugesehen hat.
Insgesamt waren die Grausamkeit und auch die zunehmende Distanz von moralischen Wertungen sehr gut inszeniert.
Das war eine beeindruckende und ausdrucksstarke Vorstellung, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Janna Katharina, Jg. 11, Neue Schule Wolfsburg