Exklusiver Probenbesuch „L‘Orfeo“ am 24.04.2023 – Bilder aus dem Innenraum eines Menschen

Ein Probenbesuch exklusiv für Mitglieder der GFO! Solche Veranstaltungen sind immer etwas Besonderes. Man hat im kleinen Kreis Gelegenheit, Einblicke in eine neue Produktion zu bekommen und Fragen zu stellen. Bei dieser Oper war dies besonders passend, da die GFO die Produktion fördert. Wieder war es sehr interessant und aufschlussreich. Es lohnt sich, für so etwas Mitglied der GFO zu sein!

Nach einer kurzen Einleitung durch die GFO-Vorsitzende Johanna Paulmann-Heinke begrüßte uns Dramaturg Martin Mutschler im gut besetzten Marschnersaal. Er gab uns sehr interessante Einblicke in die Oper und in die Produktion.

Foto und Copyright: Achim Riehn

„L‘Orfeo“ von Claudio Monteverdi gilt als eine der ersten Opern überhaupt. Entstanden ist die Oper um 1600. Es ist eine ganz andere Musik als die spätere Barockmusik. Es gibt ungewöhnliche Instrumente wie z.B. Theorben, Zinken und ein Regal, mit denen man sich der Monteverdischen Vorstellung von Musik anzunähern versucht. All das verleiht der Musik einen für heutige Ohren ungewohnten Klang. Es war mit dieser Oper neu, dass alles gesungen wurde. Die Musik folgt dem Wort, folgt der gesprochenen Sprache. Das ist nicht einfach zu singen, da es auf kleinste Nuancen im Ausdruck ankommt. Dazu kommen rhythmische Formen aus der Renaissance. Instrumentengruppen sind ganz bestimmten Situationen zugeordnet, Blechbläser zum Beispiel gibt es nur in der Unterwelt.

Diese Musik muss für ein großes Haus so angepasst werden, dass sie passt und dass sich die Sängerinnen und Sänger darin wohlfühlen. Das Cembalo zum Beispiel ist etwas verstärkt worden, damit sich das Ensemble auf der Bühne besser daran orientieren kann. Gesangspartien werden sehr sparsam durch einen Basso continuo begleitet, für die meisten Ensemblemitglieder ist diese Art der Musik ungewohnt. Dirigent David Bates kennt sich mit dieser Musik sehr gut aus, er hat in Hannover z.B. schon „Trionfo“ dirigiert. Als Orfeo wird der Bariton Luvuyo Mbundu aus dem Ensemble sein Rollendebut geben.

Zur Inszenierung darf ich natürlich nicht zu viel vorab verraten, deswegen nur einige grundsätzliche Bemerkungen. Silvia Costa führt Regie, zum ersten Mal in Hannover. Laut Martin Mutschler hat sie eine sehr poetische und visuelle Handschrift. Die Inszenierung ist ein „dunkler Bilderbogen“. Das Stück wird in so etwas wie Rückblenden, Visionen, Halluzinationen von Orpheus erzählt. Es gibt Anteile von Realismus, aber gleichzeitig ist alles irgendwie dem Realismus entrückt. Die Inszenierung wird zeigen, dass der Schmerz von Orpheus zu groß ist, um ihn rational zu verarbeiten. Pathos soll dabei aber vermieden werden.

Die folgende Probe war dann wieder sehr interessant und spannend. Zu Beginn wurden zwei Szenen aus der ersten Hälfte der Oper noch einmal ganz genau musikalisch geprobt, dann folgte ein Durchlauf des zweiten Teils der Oper. Das Bühnenbild ist sehr stimmungsvoll. Ich war mir unschlüssig, was es war: Steinblöcke, Eisblöcke in verschiedensten Farben? Beim Licht fanden noch Experimente statt, aber krasse Unterschiede zwischen hellen und dunklen Passagen und eine sensible Farbgestaltung sind wohl wichtig. Die Kostüme scheinen zeitlos schlicht zu werden (in einer Probe sieht man meist nicht viel davon). Für mich erinnerte das alles an eine fast surreale Traumlandschaft.

In der Nachbesprechung gab uns Martin Mutschler noch eine Menge weiterer Erläuterungen. Wir wissen jetzt schon, was es an Bildern zu sehen gibt, wie das mit der Musik zusammenwirkt. Ich verrate nichts, wenn ich jetzt als Appetithappen Eisskulptur, überraschendes Gold und Vogelgesang sage! Geht hinein, lasst euch überraschen, taucht ein in eine Welt des Traums mit einer fremdartig schönen Musik! Und werdet Mitglied der GFO, dann bekommt man solche Einblicke exklusiv!

Achim Riehn

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