Die Pressekonferenz zur Vorstellung einer neuen Spielzeit ist immer sehr spannend. Was wird an Neuem geboten? Auf was können wir uns freuen? Nach dieser Pressekonferenz kann ich sagen: Das wird schön und spannend! Im Folgenden gehe ich auf einige Highlights aus meiner Sicht ein.
Das Programm ist eine aufregende Mischung aus Bekanntem und Neuem. Ein Motto für die Spielzeit gibt es nicht, aber fast alle Stücke drehen sich um philosophische Fragen. „Das wird eine sehr philosophische Spielzeit“, so Laura Berman.
Bei den Opern ist die erste Premiere der „Parsifal“ von Richard Wagner in einer Inszenierung von Thorleifur Örn Arnarsson mit Generalmusikdirektor Stephan Zilias am Pult. Arnarsson und sein Team begeben sich im Bereich Kostüm auf neue Wege: Erstmals werden Kostüme nicht nur klassisch entworfen und gefertigt. Ihre handwerkliche Produktion wird an Nachhaltigkeit gemessen. Das ist ein Vorhaben, das gemeinsam mit der Hochschule Hannover entwickelt und umgesetzt wird.
Berühmte Liebespaare der Literaturgeschichte sind in der Spielzeit 2023/24 vertreten. Ödön von Horváths Stück „Kasimir und Karoline“ wird mit der Musik von Jherek Bischoff zu einem Glam-Rock-Musical, sehr sinnlich, sehr lebensbejahend. Inszenieren wird Martin G. Berger. Mit Romeo und Julia befasst sich Vincenzo Bellini in „I Capuleti e i Montecchi“. Mit wunderbaren Arien geht die Geschichte unter die Haut. Inszenieren wird Michael Talke, die musikalische Leitung hat Andrea Sanguineti. Mit Christoph Willibald Glucks Oper „Orfeo ed Euridice“ widmen sich Regisseurin Lisaboa Houbrechts und Choreograf Diego Tortelli einem weiteren berühmtem Liebespaar. In dieser gemeinsamen Produktion mit Opernensemble, Staatsopernchor und Staatsballett unter der musikalischen Leitung von Benjamin Bayl wird der herkömmlichen Oper durch die tänzerische Interpretation eine eigene künstlerische Ebene beigefügt.
Zwei Premieren der Saison beschäftigen sich mit Grundfragen des Lebens. Aribert Reimann setzt in seinem „Lear“ die Shakespeare-Tragödie in monumentalen Klängen um. Hier wird eine gewaltige, phantastische Klangwelt zu erleben sein. Regisseur ist Joe Hill-Gibbins, dessen Inszenierung von „Greek“ bereits in Hannover zu erleben war. Stephan Zilias dirigiert. Giuseppe Verdis „Messa da Requiem“ wird in Hannover von Elisabeth Stöppler szenisch umgesetzt. Hier steht der Chor der Staatsoper im Zentrum, die musikalische Leitung hat James Hendry.
Im Ballhof wird es zwei Neuproduktionen geben. In „Turning Turandot“ wird Puccinis berühmte Oper von Olivia Hyunsin Kim und ihrem Team aus heutiger Perspektive neu befragt. Ist das ein romantisches Märchen oder eine frauenfeindliche Phantasie? Kritisch, humorvoll, aber stets respektvoll und in einer neuen musikalischen Bearbeitung setzen sie sich mit diesen und anderen Fragen, denen sich ein Großteil des Opernkanons heute stellen muss, […] auseinander“, so in der Pressemitteilung der Staatsoper. Mit „Wanda Walfisch“ bringt Maria Kwaschik ein Musiktheater für Kinder rund um Musik der Renaissance auf die Bühne.
Neben diesen Premieren stehen schöne Produktionen aus den letzten Spielzeiten wieder auf dem Programm wie z.B. die „Zauberflöte“, „Eugen Onegin“, „Aida“, „Otello“. „Das sind Produktionen, an die wir glauben““, so Laura Berman.
Zum Ballett gab es Neues zu verkünden. Christian Blossfeld wird das Staatsballett ab jetzt offiziell als Ballettdirektor leiten. Diese Spielzeit ist für ihn wegweisend für die weitere Zukunft, die Choreografien besitzen eine sehr große Spannweite.
Als erste Premiere steht der zweiteilige Ballettabend „Zeitlos“ mit Werken von Johann Inger auf dem Programm. Die Choreografien in diesem Ballettabend kombinieren klassische Technik und zeitgenössische Bewegungen. Der dreiteilige Abend „Du bist so schön“ vereinigt Choreografien von drei Choreografinnen. Die „drei Choreografinnen Liliana Barros, Sharon Eyal und Aszure Barton laden dazu ein, unterschiedliche Konzepte von Schönheit zu entdecken, zu befragen und nicht zuletzt zu hinterfragen.“ Mit „Hokus & Pokus“ präsentiert das Staatsballett zudem eine abendfüllende Neukreation von Jeroen Verbruggen für alle ab 8 Jahren. Unter den Wiederaufnahmen ist auch „A Wilde Story“ von Marco Goecke.
Stephan Zilias gab dann einige Erläuterungen zum Konzertprogramm. Die acht Konzerte sind sehr vielfältig, große Stücke stehen wieder neben Neuem auf dem Programm. Es wird abwechslungsreich und spannend, die Konzerte decken ein großes stilistisches Spektrum ab. Das erste Konzert zum Beispiel ist ein „Philosophisches“ Konzert rund um Tod und Verklärung mit Werken von Kurtág, Strauss, Mahler und Hindemith. Das sechste Konzert wird wieder ein Konzert der Reihe „More then music“ sein. Die Videokünstlerin Akhila Krishnan wird hier die Uraufführung eines Werks von Hannah Kendall visuell-performativ gestalten. Die Reihe der Konzerte mit Solistinnen und Solisten aus dem Niedersächsischen Staatsorchester wird fortgeführt. Bei der Auswahl der Gäste hat man Ausschau gehalten nach aufstrebenden Kräften.
Die Jugend- und die Kinderkonzerte werden wegen des großen Erfolgs und des großen Zuspruchs fortgesetzt. Stephan Zilias erzählte, wie in der letzten Saison die Kinder im Kinderkonzert vollständig begeistert waren von Scriabins „Le Poème de l’Extase“.
Der Opernball wird am 23. und 24. Februar 2024 wieder stattfinden. Das Motto wird Mitte Oktober mit dem Beginn des Vorverkaufs bekanntgegeben.
Xchange, die Opern-, Tanz- und Musik-Vermittlung an der Staatsoper Hannover, wird ihre erfolgreiche Arbeit u.a. mit Workshops im sogenannten Städtoskoop, in Stadtteilzentren und Schulen fortsetzen, so Matthias Brandt. „Tatort Oper“, das Jugendförderprogramm der GFO, wird das 40. Jubiläum feiern. Dieses Jubiläum wird in der kommenden Spielzeit gemeinsam gefeiert.
Ein schönes Programm ist das, auf welches ich mich sehr freue!
Achim Riehn