Live-Pressekonferenz zur Spielzeit 2020/21 am 15.05.2020

Foto und Copyright Moritz Küstner

Der Alltag mit Corona bestimmte auch diese Vorstellung der Spielzeit 20/21 von Schauspiel und Oper – statt live gab es die Informationen per Video aus einem fast leeren Opernhaus. Nach Frau Anders und Frau Khuon vom Schauspiel betraten Laura Berman, Marco Goecke und Stephan Zilias die Bühne. Bei Marco Goecke und Stephan Zilias waren die Haare deutlich länger, als ich es bisher kannte.

Die große Frage ist, wie wir miteinander in diesen Zeiten Musik machen können – damit begann Laura Berman. Wir dürfen uns nichts vormachen – niemand weiß jetzt schon, wie diese Saison ablaufen wird und ob alles wie geplant stattfinden kann. Aber es ist wichtig, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und nach vorn zu schauen. Als zuerst über diese Spielzeit nachgedacht wurde, kristallisierte sich als roter Faden die Fragestellung „Was ist gut, was ist böse?“ heraus. Daraus entwickelte sich dann das Motto, das über der Spielzeit steht: „Der Kompass schwankt“.

Ein geplantes Eröffnungsstück für die Spielzeit wurde zurückgezogen, da dabei zu viel „Kollektiv“ auf der Bühne gewesen wäre. Leider sagte Laura Berman nicht, um welches Stück es sich gehandelt hätte – ich vermute, das wird als Überraschung für die übernächste Saison aufgehoben. Diese Saison wird mit Martinus „Greek Passion“ beginnen. Das Stück stand kurz vor der Premiere, als der Spielbetrieb wegen der Pandemie abgebrochen wurde. Ich freue mich sehr, dass dieses interessante und klangschöne Stück nun doch auf die Bühne kommt.

Spannende Stücke werden Premiere haben. Der klangmächtige „Lear“ von Aribert Reimann ist eine der wenigen Opern des späten 20. Jahrhunderts, die es in das Repertoire geschafft haben. Inszenieren wird Joe Hill-Gibbins. Bizets „Carmen“ in der Inszenierung von Barbora Horakova und „Otello“ von Verdi in der Inszenierung von Immo Karaman stehen auf dem Programm, beide Opern wird Stephan Zilias dirigieren. Eine Musicalpremiere wird es auch geben: „Sweeney Todd“ von Stephen Sondheim kommt in einer Inszenierung von Theu Boermans auf die Bühne, die musikalische Leitung hat hier der neu engagierte erste Kapellmeister James Hendry. Abgerundet wird der Premierenreigen von Mozarts „Così fan tutte“ unter der Leitung von Michele Spotti in einer Inszenierung des in Hannover gut bekannten Martin G. Berger. Das ist eine spannende, abwechslungsreiche und anspruchsvolle Mischung!

Viele gute Werke der letzten Spielzeiten werden wieder aufgenommen, u.a. „La Juive“, „Tristan und Isolde“, „Don Giovanni“ und „Dialogues des Carmélites“. Das Ensemble wird sich um einige Personen verstärken, darunter sind auch zwei Sänger, die in der letzten Saison als Gäste überzeugt haben. Sunnyboy Dladla kennen wir als Grafen aus dem „Barbier von Sevilla“, Rodrigo Porras Garulo als Cavaradossi in der „Tosca“. Und um es nicht zu vergessen: Der Opernball kommt wieder!

Marco Goecke begann sehr bewegt. Es ist für ihn ein seltsames Gefühl, heute zum ersten Mal wieder im Haus zu sein. Es nimmt ihn mit, dass das Zusammenwachsen durch die Umstände so zerschlagen wurde. Das Ballett „Der Liebhaber“ war zum Glück noch nicht so weit in der Entwicklung, dass die Unterbrechung unendlich weh getan hätte. Dieses Ballett wird in der Spielzeit 20/21 nachgeholt.

Zum Beethovenjahr wird es einen Abend „Rastlos“ mit drei Choreografien zur Musik von Beethoven geben, u.a. mit der „Eroica“. Ein weiterer Abend mit drei Choreografien wird „Nachtschwarz und windschief“ heißen. Aus der Spielzeit 19/20 werden die Ballettabende „Beginning“, „Nijinski“ und „3 Generationen“ übernommen. Das Programm der Ostertanztage wird noch gesondert bekanntgegeben.

Marco Goecke betonte, dass er sich in einer privilegierten Situation befindet dank seines festen Vertrags. Viele Freischaffende ständen inzwischen ohne jeden Euro Geld da. Seine Sicht auf die Zukunft ist nicht sehr optimistisch.

Stephan Zilias beschränkte sich bei den Konzerten dann auf die drei Sinfoniekonzerte, die er selbst dirigieren wird. Mittelpunkt des 1. Sinfoniekonzerts „Heroes“ wird „Ein Heldenleben“ von Strauß sein. Das großartige Orchester soll in den Mittelpunkt gestellt werden, jeder Einzelne soll glänzen. Ergänzt wird dies mit der 3. Leonorenouvertüre von Beethoven, als unheroischen Kontrapunkt und starken Kontrast gibt es dazu das „Doppelkonzert für Flöte, Oboe und Orchester“ von Ligeti. Vukan Milin und Juri Vallentin aus dem Orchester werden hier die Solisten sein. Im 2. Sinfoniekonzert „Ritual“ wird „Le Sacre du Printemps“ von Strawinsky – seit über zwanzig Jahren in den Sinfoniekonzerten der Oper nicht mehr gespielt – ergänzt mit Stücken, die auf die russische und französische Verwurzelung von Strawinsky verweisen. In den „Liedern und Tänzen des Todes“ von Mussorgsky wird Daniel Miroslaw aus dem Ensemble Solist sein, dazu stehen fünf Klavierpreludes von Debussy in einer Orchesterfassung auf dem Programm. Im von visueller Kunst unterstützten 5. Sinfoniekonzert stehen dann Stücke von Sibelius auf dem Programm.

Stephan Zilias wies ebenfalls darauf hin, dass man noch nicht wissen kann, ob dies alles so wie geplant ablaufen kann. Aber „Ich möchte Sie anstecken mit dem Musikvirus, von dem anderen Virus haben wir genug!“

Zum Schluss gab es dann noch einige allgemeine Dinge zum Ablauf der Saison. Es ist sicher, dass in allen Sälen das Platzangebot verringert werden muss. Festabonnenten werden daher Gutscheine bekommen, die flexibel eingesetzt werden können. Der Vorverkauf für jeweils zwei Monate startet zu festen Terminen, die Festabonnenten bekommen zwei Tage Vorlauf. Die Spielzeithefte gehen unmittelbar in Druck und werden in drei Wochen auf Papier zur Verfügung stehen.

Hoffen wir, dass diese interessante Saison möglichst weitgehend so ablaufen kann wie geplant. Es wäre schade um jedes einzelne Stück!

Achim Riehn

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